2025: Mehr Elektroautos als Verbrenner – die überraschende Wahrheit hinter den Zahlen und warum China den Markt aufmischt

2025: Mehr Elektroautos als Verbrenner – die überraschende Wahrheit hinter den Zahlen und warum China den Markt aufmischt

Das Jahr 2025 war in der Automobilwelt ein intensives Jahr: Insgesamt wurden zwischen Januar und 22. Dezember 173 neue Pkw‑ und Pickup‑Modelle offiziell vorgestellt. Auffällig ist dabei ein Trend, der auch für 2026 richtungsweisend sein wird: Mehr als die Hälfte dieser Neuvorstellungen waren reine Elektrofahrzeuge (BEV). Was bedeutet das für Hersteller, Käufer und die europäische Marktstruktur? Ein Blick auf Zahlen, Regionen und praktische Folgen.

Die nackten Zahlen: 173 Neuheiten, 96 BEV

Von den 173 vorgestellten Modellen waren 96 vollelektrisch — das entspricht rund 55 % aller Neuvorstellungen. In diese Zählung wurden sowohl markante Neuzugänge als auch relevante Rebadges einbezogen; leichte Nutzfahrzeuge, Quadricycles oder bloße Facelifts blieben unberücksichtigt. Diese hohen Stückzahlen zeigen: Elektromobilität ist kein Nischenprojekt mehr, sondern Kernstrategie vieler Hersteller.

China drückt aufs Gaspedal

Ein Großteil der BEV‑Neuvorstellungen stammt aus China: 53 der 96 Elektromodelle (etwa 55 %) kamen von chinesischen Herstellern. Das ist kein Zufall, sondern das Ergebnis einer industriellen Offensive, flankiert von staatlicher Förderung, einem riesigen Binnenmarkt und deutlich günstigeren Herstellungsbedingungen für Batteriezellen und E‑Antriebe.

Für Europa bedeutet das zweierlei: Erstens mehr Wettbewerb durch preisaggressive, technologisch solide Angebote. Zweitens Druck auf heimische Hersteller, ihre Kostenstrukturen und Plattformstrategien zu überdenken.

Regionale Unterschiede in der Elektrifizierung

Die Verteilung zeigt deutliche regionale Nuancen:

  • China: Fast zwei von drei neu vorgestellten Modellen sind elektrisch.
  • Europa: Elektroautos machen etwa 46 % der Neuheiten aus — ein solides, aber moderateres Tempo verglichen mit China.
  • Japan: Rund 44 % BEV‑Anteil bei den Neuheiten; die klassischen japanischen Hersteller setzen weiter auf ein Portfolio aus Hybrid‑ und BEV‑Lösungen.
  • USA: Nur neun elektrische Neuvorstellungen von elf Modellen — hier spielt die Politik und die Nachfrage eine andere Rolle.
  • Was heißt das für Käufer und Flottenbetreiber?

    Der Anteil der BEV‑Neuheiten sagt erst einmal nur etwas über das Angebot — nicht automatisch über die Nachfrage. Für Käufer sind konkrete Faktoren entscheidend:

  • Reale Reichweite im Alltag, nicht nur WLTP‑Zahlen.
  • Ladeinfrastruktur: Verfügbarkeit und Ladegeschwindigkeit entlang alltäglicher Routen.
  • Kosten über die Lebensdauer: Preis, Wartung, Energiepreise und Restwert.
  • Service‑ und Garantieangebote, besonders bei neuen, ausländischen Marken.
  • Firmenflotten und Kommunen prüfen zunehmend Total Cost of Ownership (TCO) statt reiner Anschaffungspreise — hier kann Elektromobilität in bestimmten Nutzungsszenarien (Kurierdienste, Pendelverkehr mit Ladeinfrastruktur) bereits attraktiv sein.

    Strategien der Hersteller: zwei Wege

    In der Summe haben sich zwei dominante Strategien herausgebildet:

  • Volle Elektrifizierung: Hersteller mit dedizierten BEV‑Plattformen investieren massiv in Batterietechnik und Skaleneffekte.
  • Multi‑Energie‑Strategie: Andere bauen hybride Brückenlösungen (Mild‑Hybrid, Full‑Hybrid, PHEV) weiter aus, um Übergangssegmente abzudecken und regulatorische Unsicherheiten abzufedern.
  • Die Folge ist ein heterogener Markt: Verbraucher finden sowohl sehr preiswerte, voll elektrische Modelle als auch technisch sehr ausgefeilte, teure BEV‑Flaggschiffe.

    Chinas Exportoffensive: Chance oder Risiko?

    Die chinesischen Hersteller bieten oft ein hervorragendes Preis‑/Leistungs‑Verhältnis und aggressive Ausstattungspakete. Für den europäischen Markt stellt sich damit die Frage nach langfristiger Nachhaltigkeit:

  • Verfügbarkeit und Qualität des After‑Sales‑Netzes.
  • Garantie auf Batterie und Software‑Updates.
  • Vertrauensaufbau gegenüber europäischen Käufern.
  • Wenn diese Punkte gelöst werden, sind die Chancen groß, dass chinesische Marken auch hier Marktanteile gewinnen. Wenn nicht, bleibt es bei kurzfristigen Kaufimpulsen ohne dauerhafte Bindung.

    Technologie‑Trends, die 2026 prägen werden

  • 800‑Volt‑Architekturen und schnellere Ladezeiten: relevant für Langstreckenfähigkeit.
  • Megacasting und neue Leichtbauverfahren zur Kosten- und Gewichtssenkung.
  • Batterie‑Integration in die Karosserie (cell‑to‑body) zur Erhöhung der Reichweite und Reduzierung des Gewichts.
  • Software‑zentrische Fahrzeuge: OTA‑Updates, größere Abhängigkeit von digitaler Funktionalität.
  • Regulatorische Unsicherheiten und Marktreaktionen

    Europäische Regulierungen (CO2‑Vorgaben, Subventionspolitik) beeinflussen weiterhin die Strategie der Hersteller. Gleichzeitig können geopolitische Spannungen und Handelsbeschränkungen die globale Lieferkette und damit Preise und Verfügbarkeit beeinflussen.

    Was sollten unsere Leser in Deutschland jetzt tun?

  • Wenn Sie ein neues Auto planen: Prüfen Sie die reale Nutzung (Streckenprofil, Zugang zur Ladung) und vergleichen Sie TCO statt nur Kaufpreis.
  • Bei Firmenwagen: Kalkulieren Sie die Ladeinfrastruktur und mögliche Förderungen mit ein.
  • Als Käufer: Achten Sie auf Service‑Netz und Garantiebedingungen — besonders bei neuen Marktteilnehmern.
  • Die Zahlen von 2025 signalisieren: Elektromobilität ist auf dem Vormarsch — aber die Marktreife und Kundenzufriedenheit hängen weiterhin von praktischer Alltagstauglichkeit, verlässlichen Services und einer robusten Ladeinfrastruktur ab. Für 2026 heißt das: Es wird mehr Auswahl, mehr Konkurrenz und vor allem mehr Entscheidungsbedarf für den Käufer geben.

    Elmer