Effizienzvergleich: Warum BEV deutlich mehr Nutzenergie liefern
Im direkten Duell zwischen batterieelektrischen Fahrzeugen (BEV) und Brennstoffzellen-Elektrofahrzeugen (FCEV) schlägt die Waage klar zugunsten der BEV aus. Moderne Elektromotoren wandeln zwischen 70 % und 90 % der eingespeisten Energie in Vortrieb um. Bei FCEV hingegen gehen bereits im Produktions- und Transportprozess des Wasserstoffs 65 % bis 75 % der ursprünglichen Energie verloren. Anschließend muss das Gas in der Brennstoffzelle wieder in elektrischen Strom zurückgewandelt werden, was zusätzliche Verluste mit sich bringt.
- BEV-Gesamtwirkungsgrad: 70–90 %
- FCEV-Gesamtwirkungsgrad: Nur 25–35 %
- Energieverluste bei FCEV: Produktion, Komprimierung, Transport, Umwandlung
Betriebskosten: Kilometerpreis nahezu halbiert
Ein entscheidender Faktor für Flottenbetreiber und Privatnutzer ist der Kilometerpreis. Durch die hohen Energieverluste bei FCEV liegt der operative Aufwand pro gefahrenem Kilometer fast doppelt so hoch wie bei einem BEV. Das spürt nicht nur jeder Pendler im Münchner Umland, sondern vor allem Dienstwagenflotten: Dort zählt jeder Cent.
Lade- und Tankzeiten im Wandel
Lange Zeit war der größte Vorteil der Brennstoffzelle die extrem kurze Betankungszeit von wenigen Minuten – ein Argument, das vor allem Vielfahrer und Flottenmanager schätzten. Doch mit 350-kW- und sogar ersten 450-kW-Schnellladegeräten schrumpft der Zeitunterschied:
- BEV-Schnellladung: 10–80 % in rund 15–20 Minuten (350 kW)
- FCEV-Tankvorgang: 3–5 Minuten für eine volle Tankfüllung
- Zukunftsausblick: weitere Schnelllader mit 400–500 kW reduzieren Ladezeiten weiter
Für den Alltag rund um München ergibt sich so ein nahezu gleichwertiges Service-Erlebnis zwischen Stromtankstelle und Wasserstoff-Tankstelle.
Infrastruktur: 882.000 Ladepunkte vs. 245 H₂-Stationen
Der wohl gravierendste Unterschied liegt im Netz an Infrastruktur:
- BEV-Ladepunkte Europa: > 882 000 öffentlich zugängliche Stationen
- H₂-Tankstellen Europa: Nur rund 245 Stück
- Plan 2025: High-Power-Charger alle 60 km, H₂-Stationen alle 200 km
Dieses Ungleichgewicht spiegelt den politischen und wirtschaftlichen Fokus auf batterieelektrische Mobilität wider. Besonders entlang der Autobahnen zwischen München, Augsburg und Regensburg werden bereits heute alle paar Kilometer Schnelllader aufgestellt.
Ökobilanz: Erneuerbare Stromerzeugung vs. Graues Wasserstoffproblem
Umweltbilanz ist mehr als Effizienz: Derzeit stammen 99,6 % des global produzierten Wasserstoffs aus Erdgasreformierung – ein CO₂-intensiver Prozess. Im Gegensatz dazu kann die Elektromobilität bereits heute auf einen europäischen Strom-Mix zurückgreifen, der zu rund 40 % aus Wind-, Solar- und Wasserkraft besteht. Dieser Anteil wächst kontinuierlich, während eine grüne Wasserstoffproduktion (per Elektrolyse) noch in den Kinderschuhen steckt.
Nischenmärkte für FCEV: Wo Wasserstoff Sinn macht
Obwohl FCEV im PKW-Bereich kaum Auftrieb gewinnen, gibt es Segmente, in denen die Brennstoffzelle weiterhin relevant bleibt:
- Schwere Nutzfahrzeuge: Lkw und Busse profitieren von hoher Reichweite und schnellen Tankzeiten.
- Industrielle Anwendungen: Notstromaggregate und Gabelstapler in geschlossenen Räumen.
- Langzeitspeicher: Saisonale Speicherung überschüssiger erneuerbarer Energie als Wasserstoff.
BMW, Daimler & Co. investieren gezielt in solche Spezialfälle, um die Technologie weiter zu entwickeln und Kosten zu senken.
Praxis-Tipps für Elektromobilisten
Für alle Münchner und bayerischen Pendler, die bereits auf BEV setzen oder umsteigen wollen, hier einige Empfehlungen:
- Heim-Ladestation installieren: Eine Wallbox mit mindestens 11 kW (dreiphasig) deckt den Tagesbedarf ab.
- Schnelllade-Apps nutzen: Verwenden Sie Plattformen wie Plugsurfing oder Ionity, um verfügbare HPC-Stationen anzuzeigen.
- Kostenvorteile ausschöpfen: Nutzen Sie lokale Förderprogramme in Bayern für Ladeinfrastruktur (bis zu 900 € Zuschuss).
Blick in die Zukunft: Wann zieht Wasserstoff nach?
Damit FCEV im Massenmarkt konkurrenzfähig werden, müssen mehrere Hürden fallen:
- Skalierung grüner Wasserstoffproduktion und Senkung der Kosten pro Kilogramm.
- Ausbau eines flächendeckenden Tankstellennetzes – idealerweise entlang aller europäischen Fernverkehrsachsen.
- Standardisierung von Tanksystemen und Sicherheitsprotokollen.
Solange batterieelektrische Fahrzeuge jedoch im Alltag effizienter, günstiger und einfacher zugänglich bleiben, dürfte der Porsche Taycan und Tesla Model 3 dominieren – während Wasserstoff-Lkw und Spezialanwendungen ihre eigene Erfolgsgeschichte schreiben.