Unfassbar: Dieses Startup macht Orbassano zur Elektromobilitäts-Hochburg – 400 Jobs inklusive!

Unfassbar: Dieses Startup macht Orbassano zur Elektromobilitäts-Hochburg – 400 Jobs inklusive!

Ein Hoffnungsschimmer in Orbassano: Das Zufallsschild “Si assumono operai”

Als im Torbereich des alten Blutec-Werks in Orbassano plötzlich ein handgemaltes Schild mit der Aufschrift „Si assumono operai per montare automobili“ auftauchte, staunte die Region nicht schlecht. Jahrelang hatte die Fabrik stillgestanden, Opfer von Umstrukturierungen und Schließungen. Nun aber lautete die Botschaft: Arbeiter werden wieder gebraucht – und zwar nicht irgendwo, sondern zum Zusammenbau neuer Elektrofahrzeuge.

Der Impulsgeber Mole Urbana und sein visionärer Ansatz

Hinter dieser Initiative steht Mole Urbana, ein junges Unternehmen unter der Leitung des Designers Umberto Palermo. Mit klaren Zielen im Gepäck möchte Mole Urbana das Werk in Orbassano reaktivieren und zugleich ein Zeichen für nachhaltige Mobilität setzen. Palermo betont: „Es geht nicht nur um Produktion, sondern um eine Renaissance des italienischen Automobilbaus und um Wertschöpfung vor Ort.“

Arbeitsplätze im Fokus: Von zwanzig zu hundert und mehr

Der erste Personalaufruf richtet sich an zwanzig Fachkräfte für die Montage. Innerhalb weniger Monate sollen es hundert Mitarbeiter werden. Mole Urbana plant jedoch weit darüber hinaus: Durch die Einbindung lokaler Zulieferer und Handwerksbetriebe könnten bis zu vierhundert Arbeitsplätze in der gesamten Wertschöpfungskette entstehen und so ein neues industrielles Netzwerk zwischen Piemont und Marken aufspannen.

Rückkehr zum Standort: Die Revitalisierung des Blutec-Werks

Das ehemalige Blutec-Areal wurde mithilfe von Fördermitteln des italienischen Wirtschaftsministeriums umfassend saniert. Infrastruktur, Hallen und Leitungen erhielten eine Generalüberholung – eine Voraussetzung, damit modernste Fertigungslinien und Sicherheitsstandards nach EU-Normen reibungslos integriert werden können. Das Projekt zeigt, dass mit staatlicher Unterstützung selbst offensichtlich abgelegene Standorte wieder erfolgreich betrieben werden können.

Zwölf Modelle für die Stadt: Das Portfolio kompakter E-Autos

Im Mittelpunkt steht die Entwicklung von insgesamt zwölf kompakten Elektrofahrzeugen, die sich am japanischen Kei-Car-Konzept orientieren. Das Spektrum reicht von wendigen Microcars mit minimalem Wendekreis bis hin zu kleinen leichten Nutzfahrzeugen. Ziel ist, den urbanen Verkehr zu entlasten: Parkplatzprobleme lösen, emissionsfreie Fahrten ermöglichen und niedrige Anschaffungs- sowie Betriebskosten garantieren.

Der stufenweise Produktionsplan im Überblick

  • Monate 1–6: Prototypenfertigung und Serienanlauf mit einigen hundert Fahrzeugen.
  • Monat 7–12: Hochlauf auf rund 2 000 Einheiten, Erprobung von Fertigungseffizienz und Lieferketten.
  • Jahr 2–4: Zielmarke 5 000 Fahrzeuge pro Jahr, Ausbau des Modellangebots und Optimierung der Module.
  • Diese schrittweise Vorgehensweise sichert die behutsame Skalierung und lässt Korrekturen frühzeitig zu, bevor größere Investitionssummen fließen.

    Ausbau der Wertschöpfung: Zweites Werk in Fabriano geplant

    Neben Orbassano ist bereits ein zweiter Standort in Fabriano (Marken) im Aufbau. Dort sollen vor allem Karosserie-Teile und Composite-Bauteile gefertigt werden. Durch die geografische Verteilung wird nicht nur das Risiko von Lieferengpässen minimiert, sondern auch der regionale Zusammenhalt gestärkt – eine strukturierte Wertschöpfungskette von Piemont bis Adria entsteht.

    Finanzierungsmix: Öffentlich-private Partnerschaften

    Das Kapital stammt teils aus dem Fördertopf des Ministeriums für Wirtschaft und „Made in Italy“, teils von privaten Investoren wie Cdp Venture Capital. Diese Mischung aus staatlicher Unterstützung und Unternehmergeist bietet finanzielle Stabilität und signalisiert: Mole Urbana hat nicht nur eine kühne Idee, sondern auch das nötige Rückgrat für deren Umsetzung.

    Design als Markenzeichen: Mikro-Architekturen aus Italien

    Ein markantes Detail ist der Reduktionsgedanke im Design: Keine simplen Kisten, sondern „Mikro-Architekturen auf Rädern“, wie Palermo es nennt. Hochwertige Materialien, ökologische Verpackung und lokal gefertigte Innenausstattung schaffen ein emotionales Bindeglied zum Käufer. So wird jedes Auto zum rollenden Botschafter italienischer Handwerkskunst.

    Nachhaltigkeit und Wertschöpfung vor Ort

    In Zeiten globalisierter Fertigung setzt Mole Urbana bewusst auf Regionalität. Komponenten kommen von Zulieferern aus der Umgebung, Know-how bleibt in der Region. Diese Rückbesinnung auf lokale Stärken ist das Gegenteil von klassischer Auslagerung und fördert zugleich umweltfreundliches Wirtschaften: kürzere Transportwege und geringere Emissionen.

    Wegweisendes Modell für die italienische Industrie

    Mole Urbana demonstriert, dass eine kleine, agile Firma in der Lage ist, industrielle Kernkompetenzen wiederzubeleben. Indem sie Technologie, Design und Sozialverantwortung vereint, skizziert das Projekt eine Blaupause für andere Regionen, die von Industrieneuverlagerung betroffen sind.

    Fünf Erkenntnisse für künftige Projekte

  • Regionale Revitalisierung gelingt mit abgestimmter Förderpolitik und privatem Engagement.
  • Schrittweise Skalierung minimiert Investitionsrisiken und stärkt die Produktionssicherheit.
  • Ein klar definiertes Modellportfolio (z. B. Kei-Car-Segment) fokussiert Entwicklungsressourcen.
  • Standortnetzwerke (Orbassano–Fabriano) schaffen robuste Lieferketten und regionale Synergien.
  • Design und Nachhaltigkeit als Alleinstellungsmerkmale erhöhen die Marktattraktivität.
  • Elmer