Italdesign vor dem Aus? VW verkauft Kult-Schmiede – was Bayern jetzt alarmiert!

Italdesign vor dem Aus? VW verkauft Kult-Schmiede – was Bayern jetzt alarmiert!

Hintergrund: Warum Volkswagen Audi Italdesign zum Verkauf stellt

Italdesign, das legendäre Designstudio aus Turin, steht vor einer ungewissen Zukunft. Gegründet 1968 von Giorgetto Giugiaro und Aldo Mantovani, hat das Unternehmen im Lauf von über fünfzig Jahren unzählige Automobilikonen entworfen und geprägt. Nun hat der VW-Konzern entschieden, die traditionsreiche Manufaktur unter dem Dach von Audi zu veräußern. Trotz eines Jahresumsatzes von 145 Millionen Euro und einem Gewinn von 20 Millionen für 2023 will Volkswagen seine Ressourcen auf Kerngeschäftsbereiche konzentrieren und die immense Investitionslast für die Elektromobilität senken.

Italdesigns größte Erfolge – vom Golf-Prototyp zur DeLorean

Kein anderes italienisches Designhaus hat die Branche so nachhaltig beeinflusst wie Italdesign. Einige der berühmtesten Projekte sind:

  • Die erste Generation der Volkswagen Golf – ein Meilenstein im Kompaktwagensegment.
  • Die legendäre DeLorean DMC-12, berühmt geworden durch den Film „Zurück in die Zukunft“.
  • Die Alfa Romeo Alfetta und die Lancia Delta – Paradebeispiele für italienische Eleganz und Fahrfreude.

Mit der Schließung von Carrozzeria Bertone, der Übernahme von Pininfarina durch Mahindra und dem scheiternden Relaunch von De Tomaso ist Italdesign die letzte verbliebene „Design Valley“-Schmiede im Großraum Turin.

Verhandlungsphase: Zwei-Diligence und mögliche Käufer

Aktuell befindet sich der Verkauf in einer fortgeschrittenen Due-Diligence-Phase. Als Interessenten gelten unter anderem chinesische Automobilkonzerne, die sich Know-how und kreatives Renommee sichern wollen. Die Schlüsselaufgabe für den Käufer wird sein, die bestehenden Aufträge fortzuführen – die meisten stammen nach wie vor von Volkswagen und Audi. Ein „Industrie-Spezzatino“, also eine zerrissene Übernahme einzelner Geschäftsbereiche, würde das Risiko bergen, dass wichtige Entwicklungsprojekte und Fachabteilungen zerschlagen werden.

Die Gewerkschaftsproteste und Arbeitnehmerängste

FIOM und FIM, die größten italienischen Metallarbeitergewerkschaften, haben die bevorstehende Transaktion scharf kritisiert. Sie befürchten massiven Stellenabbau und den Verlust von Kompetenzen. Die wichtigsten Aussagen lauten:

  • „In Krisenzeiten opfern deutsche Konzerne gerne ihre ausländischen Töchter“, so Gianni Mannori (FIOM-CGIL Turin).
  • Samuele Lodi (FIOM-CGIL national) warnte vor einer „Aushöhlung des kulturellen und industriellen Erbes“ von Italdesign.
  • Eine gemeinsame Versammlung mit IG Metall und der Industriellenvereinigung Turin am 19. Mai soll mögliche Rettungsstrategien erörtern.

Branchenrelevanz: Warum Italdesign für Turin und Italien zählt

Italdesign ist nicht nur ein Designhaus, sondern ein Wirtschaftsmotor und ein Aushängeschild für die Region Piemont. Die Kernfunktionen sind:

  • Entwicklung und Prototypenbau – von Konzeptstudien bis zum Serienmodell.
  • Innovationszentrum für Leichtbau, Aerodynamik und E-Mobilität.
  • Ausbildungsstätte für Designer, Ingenieure und technische Fachkräfte.

Ein Verkauf ohne klare Fortführung dieser Aufgaben droht, die regionale Wertschöpfung zu schwächen und Ingenieurtalente ins Ausland abwandern zu lassen.

Konflikt Elektromobilität versus Kostensenkung

Während Volkswagen über 15 Milliarden Euro in die Transformation hin zur E-Mobilität investiert und Tausende Stellen abbaut, stelle sich die Frage, ob ein profitables Tochterunternehmen wie Italdesign überhaupt noch ins strategische Raster passt. Die neuen Umweltauflagen erfordern hohe Investitionen, doch offenbar priorisiert der Konzern Fertigungskapazitäten und Batterieforschung über Kreativdienstleistungen.

Potenzielle Szenarien für die Zukunft von Italdesign

Der weitere Weg von Italdesign könnte in verschiedenen Formen verlaufen:

  • „White knight“-Investor: Ein strategischer Käufer, der das Studio als Ganzes übernimmt und die Fertigungstiefe erhält.
  • Konsortialmodell: Mehrere Partner (Hersteller, Investoren, öffentliche Fördermittel) schließen sich zusammen, um das Know-how zu bewahren.
  • Verkauf in Teilbereichen: Ein Risiko für die Integrität des Unternehmens, aber möglich, wenn nur einzelne Geschäftsstränge attraktiv sind.

Die Entscheidung am 19. Mai wird wichtige Weichen stellen: Geht es um den Erhalt einer weltweit anerkannten Designikone oder um kurzfristige Kosteneinsparungen?

Was München-Autofans von Italdesign lernen können

Auch hier in der bayerischen Landeshauptstadt schätzen wir Kreativschmieden wie Italdesign für ihre Innovationskraft. Denn sie inspirieren unsere lokalen Zulieferer und Karosseriebetriebe: Ein zukunftsweisendes Designkonzept kombiniert Tradition mit Technologie und setzt damit immer wieder neue Standards.

  • Design als Wettbewerbsvorteil: Eine starke Formensprache verbessert Markenprofil und Verkaufserfolg.
  • Kooperation von Ingenieuren und Designern: Interdisziplinäre Teams steigern Innovationsgeschwindigkeit.
  • Fokus auf Nachhaltigkeit: Leichtbau und E-Antrieb sind heute unverzichtbare Designelemente.

Unabhängig vom Ausgang des Verkaufs bleibt Italdesign ein Vorbild für Automobilhersteller weltweit – und ein wichtiger Bestandteil der automobilen Kultur, die wir in München und ganz Bayern gerne weiter pflegen und stärken.

Elmer