Massiver Cyberangriff legt Jaguar Land Rover lahm
Am 31. August wurde Jaguar Land Rover (JLR) Opfer eines groß angelegten Hackerangriffs, der nicht nur die Produktionsabläufe ins Stocken brachte, sondern das Unternehmen bis in die IT-Infrastruktur lähmte. Vier aufeinanderfolgende Pressemitteilungen mit der Überschrift „Erklärung zum IT-Vorfall“ verdeutlichen die Schwere der Situation. Seitdem steht die Fertigung in allen Werken de facto still.
Produktionsstopp in allen JLR-Fabriken
- Land Rover-Werke in Halewood, Solihull und Nitra wurden komplett heruntergefahren.
- Jaguar fertigte nur noch das Restmodell F-Pace, dessen Produktion bereits zuvor gedrosselt worden war.
- Geplanter Neustart im besten Fall: Mittwoch, 24. September – endgültig bestätigt ist jedoch noch nichts.
Das Ausmaß des Stopps umfasst inzwischen drei Produktionswochen, was in der Automobilindustrie beispiellos ist. Fahrzeuge rollen nicht von den Bändern, Ersatzteilversorgung und Gebrauchtwagenaufbereitung in den Händlerbetrieben liegen brach.
IT-Infrastruktur vollständig lahmgelegt
Der Angriff traf nicht nur die Montagelinien, sondern ebenso zentrale IT-Systeme:
- Produktionsplanung und Fertigungssteuerung sind offline.
- Logistik- und Ersatzteilmanagement funktionieren nicht mehr.
- Software für Gebrauchtwagenaufbereitung ist unbrauchbar, Gebrauchtwagen können nicht zum Verkauf vorbereitet werden.
Selbst interne Kommunikationskanäle und Datenbanken sind betroffen, wodurch frühzeitige Fehleranalysen und Manövrierfähigkeit stark eingeschränkt sind.
Finanzielle Schadensbilanz: Millionenverluste pro Tag
Nach Angaben des Wirtschaftswissenschaftlers Professor David Bailey von der Universität Birmingham könnte JLR durch den Stillstand Kosten in Höhe von 5 Millionen Pfund pro Tag entstehen. Einige Schätzungen sprechen sogar von bis zu 10 Millionen Pfund täglich. Die Gesamtschäden dürften sich somit schnell auf dreistellige Millionenbeträge summieren.
40.000 “Geisterautos” verschwunden
Ergänzend zur Produktionseinstellung kommt eine weitere alarmierende Erkenntnis: Rund 40.000 bereits fertig montierte Fahrzeuge sind laut Automotive News Europe derzeit in den Werksgeländen und Logistikzentren weder auffindbar noch auslieferbar. Diese „Geisterautos“ erschweren zusätzlich die Disposition und belasten das Working Capital des Konzerns erheblich.
Tata Motors unter Druck
Jaguar Land Rover gehört seit 2008 zur Tata-Gruppe aus Indien. Die Muttergesellschaft steht nun unter großem Druck, rasch Lösungen zu präsentieren und Vertrauen bei Investoren und Händlern zurückzugewinnen. Intern arbeitet JLR rund um die Uhr an Notfallplänen, um die IT-Systeme wieder zu stabilisieren und die Fertigung so rasch wie möglich neu zu starten.
Ausblick und Lehren für die Industrie
Der Vorfall zeigt eindrücklich, wie anfällig vernetzte Produktionsprozesse und IT-Systeme in der modernen Automobilindustrie sind. Künftige Strategien werden wohl umfassen:
- Mehrstufige Backups und Redundanzen für kritische IT-Anwendungen.
- Regelmäßige Penetrationstests und Sicherheits-Workshops für alle Mitarbeiter.
- Notfallpläne zur zeitnahen Umschaltung auf manuelle Produktionssteuerung.
Die gesamte Branche wird diesen Fall genau beobachten, um eigene Schwachstellen zu identifizieren und zu schließen – denn ein Produktionsstopp dieser Dimension kann existenzbedrohend sein.