Re:Nissan-Strategie für Profitabilität bis 2026
Um das ehrgeizige Ziel zu erreichen, bis zum Ende des Geschäftsjahres 2026 wieder schwarze Zahlen zu schreiben, hat der neue Nissan-CEO Ivan Espinosa den umfassenden „Re:Nissan“-Plan vorgestellt. Im Kern steht eine tiefgreifende Neuausrichtung des Konzerns, der nach den Turbulenzen seit der Ghosn-Affäre 2018 massiv seine Effizienz steigern und seine Kostenstruktur entschlacken muss.
Rund 20.000 Jobs fallen weg
Eine der zentralen Maßnahmen des Re:Nissan-Plans ist der Abbau von rund 20.000 Arbeitsplätzen weltweit – das entspricht etwa 15 % der globalen Belegschaft. Geplant ist die Umsetzung bis 2027, um die Personalkosten deutlich zu senken und die Unternehmensgröße an das aktuelle Marktvolumen anzupassen.
- Globaler Stellenabbau von 15 % der Belegschaft
- Vorrang für Sozialpläne und Transfers in andere Werke
- Fokus auf Kernkompetenzen in Entwicklung, Produktion und Vertrieb
Sieben Werke vor der Schließung
Parallel zum Personalabbau sollen sieben Produktionsstandorte weltweit geschlossen werden. Nissan nennt dabei explizit:
- Argentinien: Vollständige Stilllegung aller Montagewerke.
- Kitakyushu (Japan): Abbruch des Projekts für eine neue Batterieproduktion.
- Mexiko: Umstrukturierung der Fertigungsaktivitäten – Details werden noch geprüft.
- USA: Reduzierte Schichtläufe in Smyrna (Tennessee), Canton (Mississippi) und Decherd (Tennessee) – mit einer Zielsenkung der US-Produktion um etwa 25 %.
- China: Werk in der Provinz Jiangsu wird wegen starkem Wettbewerb im E-Fahrzeugmarkt geschlossen.
- Spanien: Fortführung der Schließung des Werkes Barcelona, das bereits 2020 zum Abbau von 3.000 Stellen führte.
- Weitere Standorte: Ein siebtes Werk soll auf Basis von Effizienz-, Nachfrage- und Profitabilitätskriterien entschieden werden.
Auswirkungen der Ghosn-Affäre und Allianzen
Die Wurzeln der finanziellen Krise reichen bis zur Festnahme von Carlos Ghosn in Tokio Mitte November 2018 zurück. Die Vorwürfe der falschen Angabe von Vergütungen führten zu:
- Signifikantem Vertrauensverlust bei Investoren
- Spannungen innerhalb der Renault-Nissan-Mitsubishi-Allianz
- Absatzrückgängen, speziell in Europa und Nordamerika
Espinosa betont, dass Nissan gleichzeitig an neuen Kooperationen mit Mitsubishi und Honda arbeitet, um technologische Synergien zu nutzen und das Produktspektrum weiterhin attraktiv zu halten.
Effizienzsteigerung durch Vereinfachung
Ein Schlüsselpunkt des Re:Nissan-Plans ist die Verringerung der Komplexität in der Produktion um bis zu 70 %. Dies umfasst:
- Reduzierung der Bauteilvielfalt auf einheitliche Plattformen
- Optimierung der Lieferkette durch engere Kooperation mit Zulieferern
- Verbesserung der Fertigungslayouts in verbleibenden Werken
So sollen Rüstzeiten verkürzt und die Auslastung der Fertigungslinien gesteigert werden – mit dem Ziel, die Kosten pro Fahrzeug deutlich zu senken.
Finanzzahlen für Geschäftsjahr 2024
Im Geschäftsjahr, das am 31. März 2025 endete, verzeichnete Nissan:
- Fahrzeugabsatz: 3,35 Millionen Einheiten weltweit
- Umsatz: 76 Milliarden Euro
- Betriebsergebnis: 420 Millionen Euro (operativer Gewinnmarge 0,6 %)
- Nettoergebnis: Verlust von etwa 4 Milliarden Euro
- Freier Cashflow: Negativ mit rund 1,45 Milliarden Euro
- Auto-Sparte: Operativer Verlust von 1,3 Milliarden Euro
Im letzten Quartal erzielte Nissan 21 Milliarden Euro Umsatz und einen kleinen operativen Gewinn von 35 Millionen Euro, schloss jedoch erneut mit einem Nettoverlust von etwa 4 Milliarden Euro ab.
Zwischen Nissan NEXT und Ambition 2030
Re:Nissan fungiert als Brücke zwischen dem vorherigen Nissan NEXT-Plan (2020–2023) und der langfristigen Vision Nissan Ambition 2030. Im Fokus steht das mittelfristige Programm The Arc für 2024–2026 sowie Maßnahmen bis 2030, die Elektro- und Hybridfahrzeuge ebenso einbeziehen wie konventionelle Antriebe.
Die Allianzpartner Renault, Mitsubishi und Honda werden ebenfalls betroffen sein – Renault rechnet mit einem negativen Einfluss von rund 2,2 Milliarden Euro auf sein Zwischenergebnis.
Herausforderungen und Ausblick 2025
Mit Blick auf das laufende Geschäftsjahr 2025 bleibt die Prognose unsicher. Besonders mögliche US-Zölle auf importierte Fahrzeuge könnten zusätzliche Belastungen bringen. Nissan hat für 2024 und 2025 keine Dividendenausschüttung angekündigt und wird seine Strategie in den kommenden Monaten weiter verfeinern, um wieder in den grünen Bereich zurückzukehren.
Die nächsten Schritte umfassen die laufende Umsetzung der Stellen- und Werksschließungen, die Feineinstellungen bei Produktionsprozessen sowie das Monitoring der Allianzen, um die Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu sichern.