Stellantis hat mit der Ernennung von Gilles Vidal zum Leiter des europäischen Designs einen ehrgeizigen Schritt unternommen. Ab dem 1. Oktober 2025 wird Vidal die Stilrichtung von Fiat, Alfa Romeo, Lancia, DS, Opel und weiteren Marken verantworten. Ziel ist es, die unterschiedlichen Markencodes unter einer einheitlichen, modernen Handschrift zu vereinen, ohne die individuelle Identität zu verwässern.
Vom Citroën-Neuling zum preisgekrönten Kreativchef
Gilles Vidal startete seine Karriere 1996 bei Citroën, wechselte bald zu Peugeot und prägte dort markante Modelle. Besonders die 3008-Generation von 2016 mit ihrem revolutionären i-Cockpit ging als Design-Statement in die Automobilgeschichte ein. Zwischen 2015 und 2019 sicherte sich Vidal gleich fünfmal den Titel „Europäisches Auto des Jahres“ – ein Rekord, den kaum ein Designer vorweisen kann.
Seine Expertise vertiefte er anschließend bei Renault, wo er am vollelektrischen Mégane E-Tech mitwirkte und sein Gespür für die Balance aus Form, Funktion und Zukunftstauglichkeit bewies. Nun kehrt Vidal zu Stellantis zurück, um die Europa-Marken auf einen gemeinsamen Designkurs zu führen.
Strategische Ziele: Einheit und Vielfalt im Einklang
Stellantis verfolgt mit dieser Design-Offensive mehrere Ziele:
- Markenwiedererkennung stärken: Eine gemeinsame „Design DNA“ erleichtert Kunden die Zuordnung zum Hersteller.
- Elektrostrategie unterstützen: Klare Designmerkmale für EV-Modelle sorgen für Wiedererkennung und signalisieren Zukunftsfähigkeit.
- Kostenvorteile heben: Einheitliche Karosserieteile und Plattform-Designs verringern Entwicklungszeiten und -aufwände.
- Markenspezifika wahren: Jede Marke behält unverwechselbare Details im Innenraum, in der Lichtgrafik und im Markengesicht.
Markenübergreifende Eckpunkte
Vidal hat bereits folgende Schlüsselelemente skizziert:
- Lichtsignatur: Ein charakteristischer LED-Streifen soll bei allen Europa-Marken zum optischen Erkennungszeichen werden.
- Frontpartie: Ein in die Mitte gezogener Kühlerschlund mit schlanker Chromkante als Familiengesicht.
- Fließende Proportionen: Eine sanfte Dachlinie und betonte Schulterpartie, um sowohl Eleganz als auch Dynamik zu vermitteln.
- Interieursprache: Reduktion auf ein „zentralisiertes Bedienkonzept“ mit klaren Flächen, hochwertigen Oberflächen und digitaler Vernetzung.
Prioritäten pro Marke
Elmer ordnet die ersten Aufgaben für Vidal wie folgt ein:
- Fiat: Neue Panda-Generation mit frischer Front, kantiger Rückleuchte und nachhaltigen Materialien.
- Lancia: Aufbau einer Premium-Subbrand-Architektur mit luxuriöser Innenraumwelt und eigenständiger Formensprache.
- Alfa Romeo: Betonung von Sportlichkeit und Emotionalität durch muskulöse Kotflügel, tief ansetzende Scheinwerfer und kurze Überhänge.
- Opel: Kombination aus deutscher Präzision und klaren Linien, um Elektro- und Hybridmodelle abzuheben.
- DS Automobiles: Feinsinnige französische Extravaganz, veredelte Oberflächen und dekadente Lichtinszenierung.
Wichtige Stellantis-Statements
Jean-Philippe Imparato, COO für das „Enlarged Europe“-Segment, betont:
„Gilles kennt die Auto-Seele Europas wie kaum ein Zweiter. Sein Verständnis für kulturelle Nuancen und seine Innovationsfreude sind wertvolle Eckpfeiler unserer Strategie.“
Ralph Gilles, globaler Chief Design Officer, ergänzt:
„Kontinuität war uns wichtig: Gille bringt frischen Wind, ohne das Erbe von Jean-Pierre Ploué zu verwerfen. Er wird die Brücke zwischen Tradition und Zukunft schlagen.“
Vidal im Interview: Vision und Herausforderungen
In ersten Interviews erklärt Vidal:
- „Jede Marke erzählt ihre eigene Geschichte. Ich sehe meine Rolle darin, den roten Faden zu weben, der alle verbindet.“
- „Elektromobilität verlangt minimalistische, aber aussagekräftige Designs. Mein Team und ich entwickeln klare Formelemente, die sofort ins Auge springen.“
- „Zugleich ist kundenorientierte Individualisierung wichtig: Digital-Optionen, Farben und Materialien dürfen die Persönlichkeit jedes Käufers widerspiegeln.“
Ausblick auf erste Umsetzungen
Der erste sichtbare Meilenstein dürfte eine neue Fiat-Panda-Studie sein, gefolgt von einer Lancia-Limousine auf EMP2-Plattform. Die überarbeiteten Elektro-Kleinwagen von Opel werden voraussichtlich ebenfalls unter Vidals Regie entstehen. Neue Konzeptstudien bei Alfa und DS sind für Ende 2025 angekündigt und werden entscheidend zeigen, wie homogen die Stillinie tatsächlich wird.
Elmer beobachtet gespannt, wie Stellantis mit dieser Personalentscheidung das europäische Marktsegment für Volumen- und Premiummarken neu definiert. Die Kombination aus Vidals Erfahrung, Stellantis’ Ressourcen und dem Druck zur Elektrifizierung verspricht eine spannende Design-Zukunft.