Warum IBIS die E-Mobilität neu definiert
Stellantis hat zusammen mit Saft kürzlich das Intelligent Battery Integrated System (IBIS) vorgestellt – eine Technologie, die das Herzstück elektrischer Antriebe neu denken will. Statt getrennte Bausteine für Batterie, Ladegerät und Inverter zu verbauen, fasst IBIS alle drei Funktionen in einem einzigen Modul zusammen. Dieser radikale Ansatz verspricht nicht nur erhebliche Kosteneinsparungen, sondern auch spürbare Vorteile in Effizienz, Gewicht und Laderaum – Faktoren, die über Akzeptanz und Reichweite von Elektrofahrzeugen entscheiden.
Modulare Bauweise: Batterie, Inverter und Ladegerät in einem
Bei herkömmlichen E-Antrieben liegen Batterie, Leistungselektronik und Onboard-Charger als separate Einheiten im Fahrzeug verteilt. IBIS vereint diese Komponenten in einem kompakten Gehäuse. Das bringt drei zentrale Vorzüge:
- Reduzierte Schnittstellen: Weniger Steckverbindungen bedeutet geringeres Fehlerrisiko und vereinfachte Montage.
- Einheitliches Kühlkonzept: Ein gemeinsamer Kühlkreislauf für alle drei Funktionen führt zu gleichmäßiger Temperaturführung und höherer Zuverlässigkeit.
- Skalierbarkeit: Das IBIS-Modul lässt sich an verschiedene Batteriegrößen und Spannungslevel anpassen, ohne die Grundarchitektur zu ändern.
Energieeffizienz und mehr Reichweite
Die erste Straßenerprobung mit einer Peugeot E-3008 auf der STLA-Medium-Plattform zeigt beeindruckende Ergebnisse:
- Plus 10 % Effizienz im Vergleich zur herkömmlichen Lösung – das bedeutet mehr Reichweite bei gleicher Batteriekapazität.
- Maximale Leistung von 172 kW statt üblichen 150 kW, ohne die Batteriegröße zu erhöhen. Fahrer profitieren von spontanerem Ansprechverhalten und höherer Beschleunigungsreserve.
- Gleichmäßigere Ladecharakteristik, da das Lademanagement und die Inverterregelung in Echtzeit aufeinander abgestimmt werden.
Fahrtests auf kurvigen Landstraßen und Autobahnabschnitten bestätigten: IBIS spart nicht nur Energie beim Fahren, sondern reduziert auch Standzeiten an der Ladesäule durch höhere Ladeleistungen.
Gewichtsersparnis und zusätzlicher Stauraum
Ein weiterer wichtiger Vorteil ist die Reduktion des Gewichts um rund 40 kg. Das niedrigere Gesamtgewicht verbessert nicht nur Fahrdynamik und Verbrauch, sondern setzt im Fahrzeug zusätzlich bis zu 17 Liter mehr Platz für Kofferraum oder Technikbene frei. Eine willkommene Entlastung gerade bei SUV-Modellen, wo jedes Kilogramm und jeder Zentimeter gerechnet werden muss.
Praxisnahe Tests: IBIS in der Peugeot E-3008
Die E-3008 als Versuchsträger vereint Komfort und Praxisbezug. In Testfahrten rund um München, auf Alpenpässen und Autobahnabschnitten wurden folgende Kriterien geprüft:
- Thermomanagement: Wie reagiert das System unter hoher Dauerlast im Stadtverkehr oder auf langen Autobahnfahrten?
- Rapid-Charging-Fähigkeit: Wie schnell kann die Batterie per CCS-Anschluss von 20 % auf 80 % geladen werden?
- Fahrverhalten: Lenkbarkeit, Komfort und Geräuschkulisse bei verschiedenen Geschwindigkeiten und Lastzuständen.
Die Ergebnisse sind vielversprechend: Dank des integrierten Kühlungssystems blieb die Betriebstemperatur auch unter sommerlicher Wärme stabil. Die erhöhte Ladeleistung erlaubte eine Rekordladung von 20 auf 80 % in unter 25 Minuten an 150-kW-Säulen. Die Elektromotoren lieferten jederzeit volle Leistung ohne Drosselung.
Produktions- und Markteinführungsperspektiven
Stellantis plant, IBIS bis Ende des Jahrzehnts in mehreren Modellen der Konzernmarken einzuführen. Die Vorteile für die Fertigung sind hierbei enorm:
- Weniger Einzelteile: Niedrigere Stückzahlen an Komponenten senken Produktionskosten und Logistikaufwand.
- Energie- und Kapitalintensive Prüfstände: Ein Prüfverfahren für das gesamte Modul anstelle mehrerer Einheiten reduziert Testaufwand.
- Schnellere Montagezeiten: Ein Teil statt drei Module ermöglicht kürzere Fertigungszyklen und damit höhere Durchsatzraten.
Die Kleinserie im Rahmen des Frankreichprogramms „France 2030“ beginnt in ausgewählten Pilotanlagen, bevor 2030 eine breite Skalierung auf bis zu 500 000 Einheiten jährlich folgt.
Ausblick: Weitere Anwendungen über den Automobilsektor hinaus
IBIS ist nicht nur für Pkw und SUV interessant. Dank universeller Plattformarchitektur plant Stellantis, die Technologie auch in Nutzfahrzeugen, Bussen sowie im Schienen- und Luftfahrtbereich einzusetzen. Die modulare Bauweise erlaubt Anpassungen an spezifische Spannungs- und Leistungsanforderungen, was IBIS zu einem vielseitigen Werkzeug für die gesamte Mobilitätsbranche macht.
Praxisempfehlungen für Interessenten
- Beim Kauf eines neuen E-Modells auf das IBIS-Logo achten: Fahrzeuge mit integriertem System bieten ab Werk die genannten Effizienzvorteile.
- Werkstätten und Servicepartner sollten Schulungen zum IBIS-System absolvieren, um Reparatur- und Diagnoseprozesse reibungslos durchzuführen.
- Flottenbetreiber können mittels Telematikdaten vorab den Effizienzgewinn quantifizieren und ihre Kosten-Nutzen-Rechnung präzisieren.
- Bei Leasingangeboten IBIS-Modelle bevorzugen, da niedrigere Restwerte durch geringeren Verschleiß die finanzielle Bilanz verbessern.