Aktuelle Herausforderungen bei Tesla
In den vergangenen Quartalen hat Tesla deutliche Anzeichen von Verlangsamung gezeigt. Während die Auslieferungszahlen im Jahr 2023 und 2024 noch Rekordniveau erreichten, stagniert das Wachstum inzwischen spürbar. Die Produktionszahlen in Fremont und Shanghai konnten nicht länger vollständig mit der Wettbewerbsoffensive von etablierten Herstellern und Newcomern mithalten. Gleichzeitig steigen die Kosten für Materialien und Logistik – eine Entwicklung, die Teslas Margen unter Druck setzt.
Die Presseberichte melden zudem eine höhere Retourenquote und längere Lieferzeiten für optionale Ausstattungen wie Autopilot-Features. In einigen Märkten klagen Kunden über Software-Bugs und Verzögerungen bei Over-the-Air-Updates. All das trägt dazu bei, dass die Aktionäre zunehmend unruhig werden und der Aufsichtsrat nach Lösungen sucht, um die Dynamik zurückzugewinnen.
Unzufriedenheit mit Elon Musks Engagement
Elon Musk, der seit der Gründung 2003 das Gesicht von Tesla ist, steht wegen seines Engagements abseits von Tesla in der Kritik. Insbesondere sein Fokus auf die Social-Media-Plattform X (ehemals Twitter) und sein Einstieg in die Raumfahrtbranche mit SpaceX nehmen einen großen Teil seiner Aufmerksamkeit in Anspruch.
- Ressourcenverteilung: Mitarbeiter berichten, dass wichtige Entwicklungsprojekte bei Tesla aufgrund von Personalabzügen und Umstrukturierungen verzögert wurden.
- Entscheidungsprozesse: Strategische Initiativen, etwa die Weiterentwicklung der Gigafactory Berlin-Brandenburg, sollen ins Stocken geraten sein, da Genehmigungen und Budgetfreigaben auf Musks Zeitplan warten.
- Öffentliche Wahrnehmung: Musk übernimmt regelmäßig die mediale Bühne und setzt neue Prioritäten, die nicht immer im Einklang mit Tesla-Aktionärserwartungen stehen.
Viele Investoren fragen sich, ob ein CEO, dessen Aufmerksamkeit gespalten ist, noch optimal gesteuert werden kann. Die Diskussion im Aufsichtsrat dreht sich daher um die Frage: Soll Tesla künftig von einer Führungskraft geleitet werden, die ausschließlich auf das Automobilgeschäft fokussiert ist?
Mögliche Nachfolgekandidaten
Fall ein Führungswechsel stattfindet, stehen verschiedene Namen im Raum. Branchenkenner spekulieren insbesondere über interne und externe Kandidaten:
- Vaibhav Taneja (CFO von Tesla): Seit Jahren für die Finanzen verantwortlich, kennt er alle wirtschaftlichen Stellschrauben und wäre ein nahtloser Übergang.
- Jerome Guillen (ehemaliger Präsident des Autogeschäfts): Er besitzt hohe operative Erfahrung und könnte das Tagesgeschäft stabil weiterführen.
- Doug Field (ehemaliger VP für Ingenieurwesen): Mit einem starken Hintergrund in Produktentwicklung und früheren Schlüsselrollen bei Apple und Ford könnte er frische Impulse setzen.
- Extern: Mary Barra (CEO von General Motors): Eine überraschende, aber medienwirksame Personalie, die zeigen würde, dass Tesla bereit ist, von traditionellen Automobilkonzernen zu lernen.
Jeder dieser Kandidaten bringt spezifische Stärken mit, von Finanzexpertise bis hin zu Ingenieur- und Produktions-Know-how. Die Entscheidung hängt davon ab, welche Prioritäten Tesla für die nächsten Jahre setzt.
Reaktionen von Investoren und Markt
Die Börsenreaktion auf die Gerüchte war gemischt. Während einige institutionelle Anleger in Nordamerika und Europa ihre Tesla-Positionen leicht erhöhten, setzten andere vermehrt Short-Positionen auf fallende Kurse. Die Volatilität am Tag der Meldung lag bei über 8 %. Hedgefonds-Manager kommentierten, dass sie eine klare Führungsstruktur und eine stärkere Trennung von Musks anderen Geschäftsinteressen fordern.
Kleinaktionäre zeigten sich hingegen gespalten: Manche sehen Musk als das Herzstück von Tesla und befürchten, dass ohne ihn die Innovationskraft leidet. Andere wiederum sind überzeugt, dass ein professioneller Manager die globale Expansion und die Stabilität des Unternehmens eher gewährleisten kann.
Technische und strategische Implikationen
Ein Führungswechsel hätte weitreichende Folgen für Teslas Technologie-Roadmap:
- Autonomes Fahren: Die Weiterentwicklung des Full Self-Driving-Systems könnte unter einem fokussierten CEO strukturiert schneller voranschreiten.
- Produktionskapazitäten: Ausbau weiterer Gigafactories – insbesondere in Indien oder Brasilien – erfordert Entscheidungsstärke und operatives Geschick.
- Modellpalette: Projekte wie das Model 2 („Budget-Tesla“) oder der Geländewagen „Cybertruck“ bräuchten eine klare Priorisierung, um Marktchancen zu nutzen.
- Nachhaltige Energielösungen: Die Integration von Solar- und Speicherlösungen – vormals Tesla Energy – müsste stärker in das Kerngeschäft eingebunden werden.
Unabhängig von der Entscheidung bleibt festzuhalten: Tesla steht am Scheideweg zwischen ungebremster Wachstumsstory und professioneller Reife. Der Ausgang der Vorstandsdiskussion wird maßgeblich darüber entscheiden, wie dynamisch und profitabel das Unternehmen in den kommenden Jahren agieren kann.