Mit großer Überraschung gab Renault am 15. Juni 2025 bekannt, dass CEO Luca de Meo nach fünf Jahren an der Spitze des französischen Autobauers das Unternehmen zum 15. Juli 2025 verlassen wird. De Meo, der seit dem 1. Juli 2020 die Geschicke von Renault leitet, tritt eine neue Herausforderung im Luxusgüterkonzern Kering an, zu dem Marken wie Gucci gehören. Der Aufsichtsrat unter Jean-Dominique Senard würdigte seine Verdienste und hat bereits das Nachfolgeverfahren in die Wege geleitet, um die Kontinuität der strategischen Neuausrichtung zu sichern.
Luca de Meos Weg zu Renault
Luca de Meo übernahm das Steuer bei Renault in einer kritischen Phase: Der Konzern kämpfte mit Absatzrückgängen, sinkenden Marktanteilen und einem unklaren Markenprofil. Zuvor hatte der Italiener bereits führende Positionen bei Seat und als Mitbegründer der Sportmarke Cupra erfolgreich ausgefüllt. Seine Ernennung wurde von Brancheninsidern als Signal für einen neuen Innovationskurs gewertet.
In kürzester Zeit entwickelte de Meo das Programm “Renaulution”, das 2021 präsentiert wurde und die Transformation in drei Phasen gliedert:
Die drei Phasen der “Renaulution”
- Wiederauferstehung (bis 2023): Fokus auf Margensteigerung und Cashflow-Generierung durch Kostenoptimierung und Plattform-Konsolidierung.
- Erneuerung (2023–2025): Einführung neuer Modelle in allen Marken (Renault, Dacia, Alpine), Verbesserung der Profitabilität pro Modell und Einstieg in Elektromobilität.
- Revolution (ab 2025): Neuausrichtung auf Technologien der Zukunft, Energielösungen und Mobilitätsdienste zur Sicherung langfristiger Wettbewerbsfähigkeit.
Unter diesem strategischen Leitbild entstanden die neuen Einheiten Ampere (Elektrofahrzeuge) und Horse (Hybridantriebe), die Renaults technologische Schlagkraft im E-Mobility-Markt stärken sollen.
Wirtschaftliche Erfolge und Markenstrategie
Dank de Meos Kurskorrekturen erreichte Renault bereits 2022 wieder positive operative Margen. Die Vielfalt der Produktpalette wurde durch die Elektroversionen von Renault 5, Mégane E-Tech und Dacia Spring ergänzt. Besonders Dacia spielte eine Schlüsselrolle: Mit klarer Kostenstrategie und wettbewerbsfähigen Preisen setzte die Sandero 2024 den Spitzenwert in Europa. Sie wurde laut Registrierungsdaten das meistverkaufte Modell auf dem Kontinent.
Internationale Repräsentanz: ACEA-Präsidentschaft
Parallel zu seiner CEO-Rolle führte de Meo von 2022 bis 2024 die ACEA – die Vereinigung der europäischen Automobilhersteller. Dort setzte er sich für einheitliche CO₂-Regelungen, Technologieneutralität und eine faire Wettbewerbslandschaft innerhalb der EU ein. Seine Erfahrungen in Brüssel haben das Renommee von Renault in europäischen Politikkreisen deutlich gesteigert.
Prozess zur Nachfolgersuche
Der Renault-Aufsichtsrat hat unmittelbar nach de Meos Rücktrittsankündigung den Nachfolgeplan aktiviert. Ziel ist es, jemanden zu finden, der die “Renaulution” fortführt und zugleich neue Impulse setzen kann. Die Schlüsselkriterien lauten:
- Erfahrung in globalen Konzernen und in Transformationsprozessen.
- Kenntnisse im Bereich Elektromobilität und nachhaltige Mobilitätsdienstleistungen.
- Fähigkeit, die Zusammenarbeit mit Allianz- und Daimler-Partnern weiterzuentwickeln.
Bis zur offiziellen Ernennung bleibt de Meo im Amt und begleitet den Übergang aktiv mit.
Auswirkungen auf Renault und den Luxuskonzern Kering
Renault verliert mit Luca de Meo einen visionären Lenker, der technische Innovation und Markenführung aufeinander abgestimmt hat. Die Konzernstruktur steht nun vor der Herausforderung, die Dynamik zu bewahren und gleichzeitig die Markterwartungen zu erfüllen. Für Kering hingegen gewinnen sie mit de Meo einen Manager, der Industriekenntnisse und Kreativität verbindet – eine ideale Besetzung, um Marken wie Gucci im globalen Wettbewerb weiter zu stärken.
Schlüsselstatistiken seiner Amtszeit
- Amtszeit: 1. Juli 2020 bis 15. Juli 2025.
- Dacia Sandero: meistverkauftes Auto in Europa 2024.
- Positive operative Marge zurückgewonnen seit 2022.
- Präsidentschaft der ACEA von 2022 bis 2024.
- Einführung von Ampere und Horse als neue Technologietöchter.
Mit dem Abschied eines Managers, dessen wegweisende Strategien Renault neu definiert haben, schließt sich ein bedeutendes Kapitel in der Unternehmensgeschichte. Die kommenden Wochen werden zeigen, wer die Nachfolge antritt und wie Renault sich in der nächsten Phase unter neuer Führung aufstellt.