Am 7. Juni 2025 erlebte Rom eine Zeitreise der Extraklasse: Zum 100. Jubiläum des traditionsreichen Reale Premio Roma rollte eine originalgetreue Bugatti Tipo 35 über das historische Straßenpflaster. Organisiert vom Automobile Club Roma und dem prestigeträchtigen Volpe Argentata Invitational unter der Schirmherrschaft von Prisca Taruffi, erwachte das legendäre Monte Mario-Rundkurs von 1925 für einen Tag zu neuem Leben.
Die Wurzeln des Reale Premio Roma
Alles begann im Februar 1925, als Prinzessin Mafalda von Savoyen das Startsignal für die erste Auflage gab. Rennfahrer Carlo Masetti absolvierte im offenen Rennwagen beeindruckende 425 Kilometer auf einer 10,625 Kilometer langen Stadtrunde, die über Monte Mario, die Via della Camilluccia und entlang des Lungotevere führte. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 97 km/h setzte er seine Maßstäbe und machte den Reale Premio in kürzester Zeit zur Ikone des italienischen Motorsports.
Die Rückkehr der Bugatti Tipo 35
Der strahlende Star der Parade war die Bugatti Tipo 35 – jene Maschine, mit der Masetti 1925 den Sieg errang. Ihr Fahrgestell aus Stahlrohr und der legendäre 8-Zylinder-Motor mit rund 95 PS haben sich in die Herzen der Rennsportfans eingebrannt. Am Steuer saß bei der Jubiläumsfahrt zwar kein Masetti, aber die ikonische Form mit den markanten Nieten am Kotflügel strahlte auch heute noch Motorsport-Romantik aus.
Historische Perlen auf vier Rädern
Neben der Tipo 35 reihten sich über 30 weitere Oldtimer in die Parade ein:
- Ginetta G4 Sport (1966) mit ihrem agilen Ford V-4-Motor und dem leichten Fiberglas-Karosseriekörper, beliebt bei Berg- und Slalomrennen.
- Itala 65 Sport (1930), Gewinnerfahrzeug von Piero Taruffi bei der Coppa del Cimino, bekannt für seine elegante Linienführung.
- Ferrari 275 GTB (1966), ein V12-Kraftprotz, der als Inbegriff italienischer Luxus-Sportwagen gilt und Spitzengeschwindigkeiten von über 260 km/h erzielte.
Mit Zweirädern durch die Geschichte
Das Jubiläum ehrte auch die motorisierten Zweirad-Legenden:
- Guzzi Side Car Sport 13 (1928): Sidecar-Machine mit robustem V-Twin-Motor, bereitete Piloten und Sozius hohe Kurvengeschwindigkeiten.
- Gilera 500 Vierzylinder (1950): Technisches Meisterwerk in Reihenvierzylinder-Bauweise, erreichte auf gerader Strecke in den 1950er Jahren über 160 km/h.
So entstand ein einzigartiger Blick auf die Entwicklung von Motorradtechnik und Rennsportkultur im 20. Jahrhundert.
Parade von Piazza dei Quiriti zum Golf-Club
Ausgehend von der Piazza dei Quiriti setzte sich das historische Konvoi am Nachmittag in Bewegung. Die Kolonne führte über beeindruckende Stadtstraßen bis zum Parco di Roma Golf Club, wo alle Fahrzeuge am 8. Juni zur Besichtigung ausgestellt wurden. Schaulustige aus aller Welt verfolgten gebannt das Spektakel und fotografierten liebevoll jeden Lack, jeden Chromstoßfänger und jede nostalgische Startnummer.
Preisverleihungen im Stil eines Concours d’Élégance
Zum Abschluss wurden die herausragendsten Teilnehmer prämiert. Eine fachkundige Jury vergab den Titel „Best of Show“ an das Fahrzeug, das Design, Zustand und historische Bedeutung am besten vereinte. Zusätzlich erhielten einige Motorräder Sonderpreise für ihre technische Relevanz. Die Veranstaltung zeigte eindrucksvoll, dass Oldtimer nicht nur Stahl und Lack sind, sondern lebendige Zeitzeugen der Automobilgeschichte.
Kulturelles Erbe und lebendige Tradition
Giuseppina Fusco, Präsidentin des Automobile Club Roma, betonte in ihrer Eröffnungsrede: „Dieses Event vereint Sportleidenschaft und kulturelles Erbe. Wir feiern nicht nur Fahrzeuge, sondern auch die Menschen, die diese Innovationsgeschichte geschrieben haben.“ Die Jubiläumsfahrten erinnerten an eine Epoche, in der Automobilbau und gesellschaftlicher Fortschritt Hand in Hand gingen.
Auswirkungen auf moderne Mobilität
Die Rückkehr historischer Rennwagen auf die öffentlichen Straßen weckt nicht nur nostalgische Gefühle, sondern inspiriert auch heutige Designer und Ingenieure. Konzepte wie Leichtbau, Radnabenmotoren und aerodynamische Karosserien, die schon in den 1920er und 1930er Jahren eingesetzt wurden, finden bei modernen Elektro- und Leichtfahrzeugen wieder neue Bedeutung. In München und anderswo greifen Entwickler diese historischen Impulse auf, um urbane Mobilität effizienter und umweltgerechter zu gestalten.