Die Legende der 38-stündigen USA-Querfahrt
Jay und Gypsy Roberts haben eine Pionierleistung vollbracht: Mit kaum Berührung des Lenkrads fuhren sie über 3 000 km von Darien (Connecticut) nach Los Angeles in nur 38 Stunden. Während dieser Zeit griffen sie weniger als 20 Minuten manuell ein – das entspricht gerade einmal 0,875 % der Gesamtfahrzeit. Diese beispiellose Performance markiert einen historischen Meilenstein in der Welt der Aftermarket-Autonomie und zeigt, wie weit erschwingliche Technologien bereits fortgeschritten sind.
Comma 3X: Das 1 000-Dollar-Wunder
Die Schlüsselkomponente dieser Reise ist das Comma 3X-System von Comma.ai, das mit etwa 1 000 USD Anschaffungspreis ein Bruchteil der Kosten etablierter Systeme beträgt. Die Installation erfolgt plug-and-play:
- Bracket-Montage am Fahrzeug-Tiefpunkt vor der Windschutzscheibe
- Anschluss an die OBD-Schnittstelle ohne bleibende Veränderungen
- Kompatibilität mit über 325 verschiedenen Automodellen
Diese einfache Plug-In-Lösung verwandelt die 2017er Toyota Prius der Roberts in einen nahezu autonom fahrenden Wagen, ohne dass komplexe Umrüstungen notwendig sind.
OpenPilot als Motor der Automatisierung
Im Zentrum des Comma 3X steht die OpenPilot-Software, eine Open-Source-Plattform, die folgende Funktionen bietet:
- Adaptiver Tempomat zur automatischen Geschwindigkeitsregelung
- Spurhalteassistent mit präziser Lenkeingabe
- Vorausschauende Brems- und Beschleunigungssteuerung
Trotz intensivem Einsatz agiert OpenPilot äußerst stabil. Selbst bei starkem Seitenwind und sintflutartigen Regenfällen auf den Interstate-Highways behielt das System souverän die Kontrolle und zeigte keine Ausfälle.
Messung des Eingreifens: Wissenschaft trifft Straße
Um die tatsächliche Dauer menschlicher Eingriffe exakt zu erfassen, entwickelte Jay Roberts ein eigenes Messverfahren:
- Leitfähiges Klebeband wurde auf Lenkradabschnitte geklebt.
- Speziell präparierte Handschuhe mit Elektroden zeichneten Lenkradkontakte auf.
- Ein Display im Armaturenbrett zeigte sekundengenau die Dauer der manuellen Steuerung.
Dank dieser Methodik stehen belastbare Daten zur Verfügung, die belegen: Das Comma 3X übernahm 99,125 % des Gesamtstreckenverlaufs.
Voraussetzungen und rechtlicher Rahmen
Comma 3X erfüllt die Anforderungen der SAE NHTSA Level-2-Automatisierung: Eine permanente Fahrerüberwachung bleibt Pflicht. Komplexe Manöver wie Spurwechsel oder Überholvorgänge erfordern weiterhin das Eingreifen des Menschen. Doch für Autobahnabschnitte bietet das System einen Komfortgewinn, der lange Fahrten deutlich entspannter macht.
Demokratisierung der autonomen Mobilität
Bislang waren autonome Assistenzsysteme meist nur in Premium-Fahrzeugen erhältlich. Mit dem Comma 3X lässt sich diese Technologie nun auch in älteren Modellen nachrüsten. Die Roberts-Fahrt demonstriert:
- Geringe Kosten für Hardware und Installation
- Hohe Zuverlässigkeit selbst bei extremen Wetter- und Streckenbedingungen
- Breite Verfügbarkeit für eine Vielzahl von Fahrzeugherstellern
Dieser Schritt verringert die Einstiegshürde und macht autonome Features für normale Pkw-Besitzer zugänglich.
Effizienz und Ausblick
Während der Reise lag die Zielgeschwindigkeit bei konstanten 146 km/h, um optimale Daten über Energieverbrauch und Systemstabilität zu sammeln. Dank regenerativem Bremsen und präziser Leistungssteuerung hielt die Prius-Batterie ihren Ladezustand während des gesamten Trips. Dieser Erfolg lässt vermuten, dass automatisierte Systeme bald selbst längere Strecken routiniert übernehmen können – vorausgesetzt, die Infrastruktur bietet entsprechende Datenanbindung und Straßensensorik.
Praxistipp für Technikenthusiasten
Wer das Comma 3X selbst testen möchte, sollte Folgendes beachten:
- Kompatibilität vorab mit dem eigenen Fahrzeugmodell prüfen
- Regelmäßige Software-Updates einplanen, um neues Karten- und Sensordatenmaterial zu nutzen
- Sicherstellen, dass Lenkrad-Handkontakte sauber und klebefrei bleiben, um Messfehler zu vermeiden
- Fahrerschulung: Vertrautheit mit dem Wechsel zwischen automatisiertem und manuellen Modus ist unerlässlich
Mit diesen Vorbereitungen kann jeder Technikbegeisterte die Fahrsicherheit und den Komfort eigener Langstreckenfahrten erheblich steigern.