Einführung und Markterfolg der Escort Mk2
Im Januar 1975 rollte die zweite Generation der Ford Escort auf die Straßen Europas und begeisterte sofort Käufer in Deutschland und Großbritannien. Mit Spitznamen wie „Brenda“ für die Mk2 und „Erika“ für die spätere Mk3 entstand bei Ford UK die Legende, die Escort-Generationen nach Sekretärinnen zu benennen. Zwischen 1975 und 1980 verkaufte sich die Escort Mk2 in Deutschland rund 500.000 Mal, in Großbritannien sogar über eine Million Mal. Ihr Erfolg beruhte auf einem attraktiven Design, komfortablem Interieur, umfangreicher Serienausstattung und einem erschwinglichen Preis dank zahlreicher Bauteil-Übernahmen von der Vorgängerin.
Karosserie und Design-Highlights
Die Escort II bestach durch eine karosserietechnisch clevere Mischung aus Fastback-Optik und großzügigem Ladekofferraum von 411 Litern Volumen. Anders als eine klassische Schräghecklimousine ist die Heckklappe nicht verglast, was Stabilität und Isolation verbessert. Die Front ziert eine rechteckige, kantige Kühlergrill-Partie, deren Motive in den Seitenprofilen weitergeführt werden. Wahlweise als zweitürige oder fünftürige Schräghecklimousine sowie als dreitüriger Turnier-Kombi verfügbar, deckte die Escort Mk2 alle Bedürfnisse von Familien bis hin zu sportlich orientierten Fahrern ab.
Fahrwerk und Antriebskonzept
- Heckantrieb auf Basis eines einfachen, aber bewährten starren Achsaufbaus.
- Im Vergleich zur Opel Kadett C mit Blattfedern verbaut Ford eine quer- und längsgeführte Starrachse, die langlebig, günstiger in der Produktion und wartungsarm ist.
- Servolenkung und Bremskraftverstärker serienmäßig, für präzises Handling und reduzierte Fahrerermüdung.
Motorenpalette und Getriebe
Die Grundmotoren der Escort Mk2 waren zuverlässig und verbrauchsgünstig:
- 1,1-Liter-Vierzylinder mit 44 PS, fokussiert auf niedrigen Verbrauch und geringe Unterhaltskosten.
- 1,3-Liter-Vierzylinder mit 54 PS, für etwas mehr Performance bei moderatem Aufwand.
- In Italien zusätzlich eine 0,9-Liter-Variante zur Steuerersparnis.
Das manuelle Fünfganggetriebe stammte von der Mk1 und zeichnete sich durch präzise und weiche Schaltvorgänge aus – möglich durch ein Eins-stück-Gehäuse für Kupplungsglocke und Getriebe sowie eine Schalthebelführung auf einer durchgehenden Welle. Optional lieferte Ford für die 1,3-Liter-Variante das automatische C3-Getriebe, das leichter, sparsamer und reaktionsschneller als frühere Automatikboxen war.
Ausstattung und Garantieverlängerung
Ford überraschte den Markt mit einer kostenfreien Verlängerung der Garantie auf 12 Monate bzw. 20.000 km. Die Serienausstattung beinhaltete:
- Heckscheibenheizung und elektrische Scheibenwaschanlage
- Frontscheiben-Antibeschlagsystem
- Vordere Scheibenbremsen mit Bremskraftverstärker
- Stabilisatoren vorne und hinten für verbesserte Kurvenstabilität
Innenraumkomfort und Ergonomie
Der Innenraum wurde bewusst einfach und komfortabel gestaltet: großzügige Ablagefächer mit gepolsterten Rändern, beleuchtete Schalter, Armlehnen vorne und hinten sowie Jackenhalter an der Decke. Da in den 1970er-Jahren breite Schuhsohlen modern waren, versetzte Ford die Pedalerie um 14 mm nach links – ein Detail, das Fahrsicherheit und Komfort erhöhte. Die wertigen Safari-braunen Stoffe mit Fischgrätmuster und ein integrierter Borduhr im Mitteltunnel verliehen der Escort II einen eleganten Touch.
Preisstrategie und Ausstattungsstufen
Ford erkannte den Wunsch der Kunden nach Individualisierung und bot die Escort Mk2 in fünf Ausstattungsvarianten an:
- Popular – Basismodell für £1.299 (UK) bzw. 9.240 DM (Deutschland), 300 DM günstiger als die günstigste VW Golf.
- L – Zusätzliche Ausstattungen wie schwarze Teppiche, Kunststoffstoßfänger und Chromrahmen an den Seitenscheiben.
- GL – Erweiterte Komfortoptionen mit besserer Dämmung und detailverfeinerten Interieur-Elementen.
- Ghia – Topmodell mit Stoffsitzen, automatischen Sicherheitsgurten, Konturenspiegeln, Lederdachhimmel und 27 kg zusätzlicher Schalldämmung.
- Sport – Optisch und technisch auf junge Fahrer ausgerichtet: 175/70 R13 Reifen, Sportfelgen, Doppelscheinwerfer, Lederlenkrad, Sportfahrwerk, um 2 cm tiefer, sowie stärkere 1,3-Liter-Motoren mit 70 PS oder optional 1,6 Liter mit 84 PS.
Escort RS 2000: Die Rallye-Legende
Die Krönung der Baureihe stellte die Escort RS 2000 dar. Mit einem Renntrimmotor von nahezu 250 PS dominierte sie die Rallyeszene: 1979 holte Ford den Weltmeistertitel der Hersteller, und die Fahrer Björn Waldegård (1979) sowie Ari Vatanen (1981) sicherten sich die Fahrerweltmeisterschaft. Zur Straßenzulassung fertigte Ford 400 Homologations-Exemplare mit einer auf 132 PS gedrosselten 2,0-Liter-Maschine, jedoch mit identischem Fahrwerk und Karosserie-Setup wie das Rallye-Modell.