Alpen-Härtetest: Mercedes Wasserstoff-Lkw bezwingt 2.478 m bei 35 °C – Sie werden staunen!
Mercedes-Benz GenH2 Truck besteht harte Sommerprüfungen in den Schweizer Alpen
Daimler Truck hat nach erfolgreichen Wintertests die vier Prototypen des neuen Mercedes-Benz GenH2 Truck im Wallis auf eine neue Probe gestellt. Unter sengender Sonne und bei Temperaturen jenseits der 35 °C erklommen die Lastwagen Pässe bis auf 2 478 m Höhe. Diese Extrembedingungen sollten die Alltagstauglichkeit des wasserstoffbetriebenen Schwerlastwagens im Fernverkehr unter Beweis stellen.
Extrembedingungen als Prüfstandort
Die Teststrecken führten über bekannte Alpenpässe, die im Sommer teilweise nur mit geländegängigen Fahrzeugen befahrbar sind. Die wichtigsten Einflussfaktoren:
- Hohe Umgebungstemperaturen von 35 °C und mehr, die Kühlsysteme und Batteriemanagement stark fordern.
- Hohe Lagen von 600 bis 2 478 m, bei denen die Luftdichte abnimmt und der Motor sowie die Brennstoffzelle über dem Normaldruck arbeiten müssen.
- Engen, kurvigen Passstraßen mit steilen Rampen, die das Fahrwerk und die Traktion auf die Probe stellen.
Solche Bedingungen simulieren den harten Alltag auf Langstrecken, wenn es etwa in heißen Regionen Europas oder Afrikas über Gebirge geht.
Performance von Fahrdynamik und Antrieb
Während der Testkilometer wurden gezielt verschiedene Parameter gemessen:
- Fahrdynamik: Wie reagieren Lenkung und Fahrwerk auf schmale, kurvige Pässe?
- Beschleunigung und Zugkraft: Reichen Kraftreserven, um Steigungen sicher zu meistern?
- Brennstoffzelle und Batterie: Wie effizient arbeiten beide Komponenten im Zusammenspiel?
Die Ingenieure konnten bestätigen, dass der GenH2 Truck selbst auf 2 478 m noch souverän zieht und eine gleichbleibend präzise Lenkreaktion bietet. Die Auslegung von Achsen und Dämpfersystem zeigte sich robust und komfortabel zugleich.
Predictive Powertrain Control (PPC): der smarte Weichensteller
Ein Highlight der GenH2-Tests war der Einsatz des Predictive Powertrain Control (PPC). Dieses System nutzt georeferenzierte Höhendaten, um kommende Steigungen und Gefälle frühzeitig zu erkennen. So steuert das PPC automatisch:
- Die Leistungsabgabe der Brennstoffzelle und der Batterie.
- Die Rekuperation beim Bergabfahren, um die Batterie gezielt aufzuladen.
- Den Energiefluss, um den Wasserstoffverbrauch zu minimieren und die Gesamtreichweite zu optimieren.
Dank PPC bewältigt der GenH2 Truck Anstiege deutlich effizienter, indem er Kraftreserven punktgenau aufbaut und abrufen kann, ohne den Fahrer zu überfordern.
Betankung mit flüssigem Wasserstoff (sLH₂)
Für die Tests kam flüssiger Wasserstoff nach dem sLH₂-Standard zum Einsatz. Eine mobile Betankungsstation von Air Products versorgte die Prototypen direkt vor Ort. Die Vorteile dieser Methode:
- Schnelle Betankung in knapp 30 Minuten, vergleichbar mit Diesel-Zapfstopps.
- Hohe Energiedichte dank tiefer Lagertemperatur von −253 °C.
- Minimaler Lager- und Transportaufwand, da sLH₂ kompakter ist als gasförmiger Wasserstoff.
Die Logistik der Betankung zeigte sich reibungslos und sichert in Zukunft auch entlegene Depots.
Erfolgsbilanz: Fahrleistung und Höhenmeter
In nur wenigen Wochen legten die GenH2-Trucks mehr als 10 000 km zurück und erreichten dabei einen Gesamt-Höhengewinn von 146 000 m – das entspricht sechsmal dem Aufstieg auf das Matterhorn. Diese Zahlen belegen die Zuverlässigkeit der Brennstoffzelle und die Ausdauer des komplexen Energiesystems.
Komfort für Fahrer und Flottenbetreiber
Abseits technischer Daten war der Fahrkomfort ein zentrales Thema. Die Kombination aus geräuscharmem Brennstoffzellen-Antrieb und komfortabler Federung sorgt für entspannte Stunden hinter dem Lenkrad. Für Flottenbetreiber relevant:
- Weniger Wartungsaufwand dank weniger beweglicher Teile im Vergleich zu Diesel-Motoren.
- Sauberere Kabinenluft ohne Rußpartikel, was der Gesundheit der Fahrer zugutekommt.
- Konstante Leistungsabgabe ohne Leistungseinbruch bei Hitze oder Höhe.
Ausblick: Serienproduktion und Kundentests
Daimler Truck plant noch vor Ende 2026 eine Kleinserie von 100 Fahrzeugen im Werk Wörth (Deutschland). Diese werden ausgewählten Kunden für Praxistests übergeben. Ziel ist es, in den ersten Jahren der nächsten Dekade eine vollständige Serienfertigung des GenH2 Truck in Europa anzustoßen. Damit rückt der emissionsfreie Fernverkehr spürbar näher.
Empfehlungen für Logistikunternehmen
Wer jetzt in Wasserstoff-Lkw investieren möchte, sollte folgende Punkte beachten:
- Sicherstellen, dass im geplanten Einsatzgebiet sLH₂-Tankstellen verfügbar sind oder mobile Betankungslösungen organisiert werden können.
- Fahrerschulungen zum Umgang mit Brennstoffzellen-Technologie und Sicherheitsvorschriften durchführen.
- Flottenplanung auf längere Standzeiten an Tankstellen abstimmen.
- Wartungsintervalle neu definieren, da Wasserstoff-Fahrzeuge andere Servicezyklen haben als Diesel-Lkw.
Mit diesen Vorbereitungen können Transportunternehmen die Vorteile emissionsfreier Fernlogistik frühzeitig nutzen.