Biokraftstoffe als Geheimwaffe: Wie Eni die Autowelt verblüfft und Elektroautos ins Schwitzen bringt!

Biokraftstoffe als Geheimwaffe: Wie Eni die Autowelt verblüfft und Elektroautos ins Schwitzen bringt!

Einführung: Eni setzt weiter auf Biokraftstoffe

Auch in Zeiten, in denen Elektroautos allerorten als alleinige Zukunftslösung propagiert werden, beharrt der italienische Energieriese Eni auf Biokraftstoffen. Auf der römischen Etappe des Tour d’Europe-Roadshows von FuelsEurope stellte EniLive, eine Gesellschaft des Eni‐Konzerns und Mutterfirma des HVO‐Biodiesels, ihre „Biofuel“-Alternative vor. Das Besondere daran: Dieser Kraftstoff soll bis zu 90 % der CO₂‐Äquivalente herkömmlicher Diesel‐Motoren einsparen und dabei in die bestehenden Motoren und Tankinfrastrukturen passen.

Was ist HVO und wie funktioniert es?

HVO steht für Hydrotreated Vegetable Oil und wird vollständig aus erneuerbaren Rohstoffen gewonnen, darunter

  • Pflanzenöle (z. B. Rapssamen, Sonnenblumenkerne),
  • tierische Fette und
  • Rest‐ und Abfallstoffe aus der Lebensmittelindustrie.

In einer Raffinerie wird das Öl unter hohem Druck und hoher Temperatur mit Wasserstoff behandelt, wodurch unerwünschte Bestandteile entfernt werden. Anschließend entsteht ein klarer, schwefelarmer Diesel‐Ersatz, der in bestehenden Dieselfahrzeugen eingesetzt werden kann, ohne dass Motor oder Tank geändert werden müssen.

Tour d’Europe in Rom: Forum für die Biofuel‐Branche

FuelsEurope, der Dachverband von rund 40 Mineralöl‐ und Biokraftstoffherstellern, lud Politiker, Verbandsvertreter und Industriechefs zur Eröffnung seines Tour d’Europe nach Rom. EniLive‐CEO Stefano Ballista erläuterte dort die zwei zentralen Vorteile von HVO:

  • Kompatibilität mit allen aktuellen Fahrzeugen: Keine Umrüstung nötig, also sofort verfügbar.
  • Nutzung der bestehenden Infrastruktur: Tankstellen und Logistik bleiben unverändert.

Im Unterschied zu reinen E‐Mobilitätsstrategien, die kompletten Fahrzeug- und Netzausbau erfordern, könnten Biokraftstoffe also sofort einen Beitrag zur CO₂‐Reduzierung leisten.

Vorteile und offene Fragen

Neben der massiven CO₂‐Einsparung wirft HVO allerdings auch Fragen auf:

  • Restemissionen von Schadstoffen: Zwar sinken die Treibhausgase drastisch, aber Stickoxide und Feinstaub bleiben weitgehend auf dem Niveau herkömmlicher Diesel.
  • Kosten und Verfügbarkeit: Die Produktionskapazitäten von HVO sind noch begrenzt, und die Preise können derzeit deutlich höher liegen als bei fossilem Diesel.
  • Politischer Rahmen: Es fehlt eine klare EU‐Regulierung, die Biokraftstoffe als dauerhafte Alternative anerkennt, auch nach Inkrafttreten von Verbrennerverboten ab 2035.

Ballista appellierte daher an Brüssel, einen verbindlichen Rahmen zu schaffen, der Biokraftstoffe nicht nur als Übergangstechnologie, sondern als gleichberechtigte Lösung im Klimaschutz anerkennt.

Fit for 55 unter Beschuss: Minister spricht von „Idiotie“

Auch der italienische Umweltminister Gilberto Pichetto Fratin mischte sich in die Debatte ein. Er kritisierte scharf die EU‐Reform Fit for 55, die ab 2035 nur noch emissionsfreie Neuwagen zulassen will:

  • „Ein Verbot von Verbrennungsmotoren nach technologischem Prinzip ist ein Fehlgriff“, so Fratin.
  • „Ziel sollte die tatsächliche Emissionsminderung sein, nicht das Aus für bestimmte Antriebsarten“, betonte er.
  • Italien habe einen alten Fuhrpark mit vielen Euro-1- bis Euro-2-Fahrzeugen, deren Emissionen 28-mal höher liegen als bei modernen Euro-6-Modellen.

Sein Vorschlag: Eine Neubewertung der CO₂-Ziele bis 2026, die den Mix aus Elektromobilität, Biokraftstoffen und synthetischen Kraftstoffen gleichermaßen berücksichtigt.

BMW Italien: Regional unterschiedliche E-Märkte

Massimiliano Di Silvestre, Präsident von BMW Italia, ergänzte: „Europa ist kein einheitlicher Markt. In Norwegen liegt der Elektroanteil bereits bei 90 %, während Polen erst bei 4 % ist.“ Seine Schlussfolgerung:

  • „Um den Übergang zu schaffen, brauchen wir mehrgleisige Strategien. Elektro‐Limitierungen allein reichen nicht.“
  • „Biokraftstoffe können in Ländern mit geringem Netz‐ und Ladeinfrastrukturanteil sofort Wirkung entfalten.“

So sieht auch BMW den Einsatz von HVO und Co. als nützliche Ergänzung zu reinen Batterie‐Elektrofahrzeugen, um die Klimaziele bis 2050 technisch und sozial tragfähig zu erreichen.

Ausblick: Biokraftstoffe neben eMobilität

Die Debatte um Biokraftstoffe zeigt eindrücklich, dass der Weg zur Dekarbonisierung der Mobilität vielschichtig sein muss. Während Elektroautos unbestritten eine Schlüsselrolle spielen, bleiben flüssige Kraftstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen wichtige Bestandteile eines realistischen Klimaschutzmixes. Von München bis Mailand, von Oslo bis Warschau: Die politischen und infrastrukturellen Voraussetzungen variieren stark.

EniLive und FuelsEurope fordern daher, Biokraftstoffe nicht als Übergangstechnologie abzutun, sondern aktiv in langfristige Klimastrategien zu integrieren. Solange moderne Verbrenner weiter auf den Straßen unterwegs sind, muss auch ihre CO₂-Bilanz verbessert werden – und hier kommt HVO ins Spiel.

Elmer