Dieses Lancia-Konzept von 1978 enthüllt das geheime SUV-Rezept, das heute alle kopieren!

Ein visionärer Blick in die Zukunft des Familienautos
Ende der 1970er Jahre suchte die Automobilindustrie nach neuen Konzepten, um den sich wandelnden Bedürfnissen der Fahrer gerecht zu werden: mehr Platz, variablere Innenräume und ein zeitgemäßes Design. Auf dem Turiner Autosalon 1978 präsentierte Italdesign unter der Federführung von Giorgetto Giugiaro die Lancia Megagamma. Dieser Einzelprototyp verband die Kompaktheit einer Fließheck-Limousine mit dem Raumangebot eines Small MPV – und ebnete so den Weg für moderne Crossover.
Technische Basis und Abmessungen
Die Megagamma basiert technisch auf der Lancia Gamma, nutzt jedoch einen um 25 Zentimeter erhöhten Aufbau:
- Motor: Vordereinbau, Boxer-Vierzylinder mit 2,5 Litern Hubraum und 140 PS
- Antrieb: Frontantrieb, identisch zur Serien-Gamma
- Länge: 4,31 m; Breite: 1,78 m; Höhe: 1,61 m
- Radstand: 2,67 m
Diese Maße ermöglichen nicht nur zusätzliche Kopffreiheit, sondern auch einen flachen Boden, der den Einstieg und die Variabilität des Innenraums optimiert. Die erhöhte Sitzposition vermittelt dabei SUV-Feeling, obwohl die Megagamma formal noch in der Kompaktklasse wildert.
Modulares Raumkonzept und Ergonomie
Im Innenraum schöpft die Megagamma aus dem Vollen:
- Flacher Boden: Maximale Beinfreiheit für alle Passagiere und leichte Beladung des hinteren Laderaums.
- Erhöhte Sitzposition: Verbessert die Sicht auf die Straße und erleichtert das Ein- und Aussteigen – ein Komfortvorteil auf kurvigen Landstraßen in Bayern wie auf Fernstrecken.
- Zentraler, ergonomischer Instrumententräger: Rundum im Blickfeld aller Insassen, mit leicht ablesbaren Anzeigen.
- E-Memofunktion: Ein elektronisches Gerät speichert Service-Termine und TÜV-Fälligkeiten.
- Elektrisch öffnbares Glasdach: Lässt Licht herein und verstärkt das Raumgefühl.
Solche Features fanden damals erstmals in einem so kompakten Fahrzeug Anwendung und gelten heute als Standard in vielen Vans und Crossover-Modellen.
Design und Aerodynamik
Giugiaro brach mit seinen fließenden Karosserielinien bewusst mit den Konventionen der Zeit:
- Starke Neigung der Frontscheibe: Sorgt für einen niedrigen Luftwiderstandsbeiwert und reduziert den Kraftstoffverbrauch.
- Fünf Türen in einer Monobox-Karosserie: Erstmals wurde der Begriff „Ganzjahres-Van“ in ein kompaktes Format gebracht.
- Klare, gerade Flächen: Minimieren unnötige Zierlinien und schaffen ein modernes, funktionales Erscheinungsbild.
Diese aerodynamische und zugleich pragmatische Gestaltung inspirierte spätere Serientypen wie Renault Espace (1984) oder Nissan Prairie (1981) und ebnete den Weg für das heutige SUV-Design.
Pionierleistung und historische Einordnung
Obwohl der New York Taxi–Prototyp von Italdesign 1976 erste Ansätze für ein geräumiges Stadtfahrzeug lieferte, fand die Idee mit der Megagamma eine ausgereifte Form. Neben der Espace und Prairie nannte Lancia selbst später Modelle wie Fiat Idea und Lancia Musa als indirekte Erben dieser Konzeptstudie. Darüber hinaus beeinflusste die Megagamma weitere Italdesign-Konzepte:
- Capsula (1982): Ein futuristisches Kapselauto mit modularen Passagierzellen.
- Maserati Buran (2000): Sportlicher Van mit coupéhaftem Heck.
- Proton EMAS (2010): Hybridstudie mit flexibler Raumaufteilung.
Als Einzelstück blieb die Megagamma zwar im Verborgenen, doch ihr innovatives Raum- und Designkonzept wirkte weit über die Grenzen Italiens hinaus und beeinflusste die gesamte Van- und Crossover-Architektur.
Warum blieb die Megagamma ein Traum?
Trotz positiver Presseberichterstattung und öffentlichem Interesse stoppte Fiat – damals Eigentümer von Lancia – die Serienproduktion aus folgenden Gründen:
- Hohe Entwicklungskosten: Anpassung der Produktionslinien und spezielles Karosseriewerkzeug wären sehr teuer gewesen.
- Marktrisiko: Die Nachfrage nach kompakten Monovolumes war im Mainstream noch nicht bewiesen.
- Strategische Prioritäten: Fiat setzte in dieser Phase stärker auf traditionelle Limousinen und Sportwagen.
So blieb die Megagamma ein Unikat im Italdesign-Archiv und wurde nicht zum Serienmodell. Doch ihre wegweisenden Ideen leben heute in zahllosen Vans, Crossovern und SUVs weiter – von München bis nach Dubai.