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Honda hat eine überraschende Neujustierung seiner Elektrifizierungsstrategie angekündigt: Statt verstärkter Investitionen in vollelektrische Fahrzeuge (BEV) setzt der japanische Hersteller nun verstärkt auf Hybridantriebe. Diese Entscheidung kommt zu einer Zeit, in der selbst etablierte Autobauer den Absatz von Elektroautos genauer unter die Lupe nehmen. Aus München betrachtet scheint Hondas Kurswechsel ein Spiegelbild aktueller Marktbedingungen zu sein, zugleich aber auch ein Versuch, bewährte Technologien smarter einzusetzen.

Rückgang der Nachfrage nach BEV

Weltweit sehen Hersteller aktuell, dass die Nachfrage nach reinen Elektrofahrzeugen nicht mehr so rasant wächst wie noch vor wenigen Jahren. Gründe dafür sind:

  • hohe Anschaffungskosten von BEV,
  • unzureichende Ladeinfrastruktur in ländlichen Regionen,
  • Bedenken bezüglich der realen Reichweite,
  • knapp verfügbare Rohstoffe für Batteriezellen.

Diese Faktoren haben Honda dazu bewogen, seine ursprünglichen Ziele bis 2030 anzupassen und nun Hybride als Brückentechnologie stärker zu betonen.

Neue BEV-Zielmarke 2030

Nach den bisherigen Planungen sollten Elektroautos bis zum Jahr 2030 einen deutlich höheren Anteil am Gesamtabsatz erreichen. Honda korrigiert nun auf weniger als 30 % BEV-Anteil weltweit. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass mehr als 70 % der Verkäufe weiterhin auf Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor oder Hybridantrieb entfallen.

13 neue Hybridmodelle ab 2027

Parallel zur Absenkung des BEV-Ziels treibt Honda seine Hybrid-Offensive voran. Geplant sind:

  • der Launch von 13 neuen Hybriden ab 2027,
  • jährliche Verkaufszahlen von 2,2 Millionen Hybridfahrzeugen binnen zehn Jahren,
  • Optimierung der Hybridtechnik für über 10 % geringeren Kraftstoffverbrauch,
  • Kostensenkung der Hybrid-Antriebssysteme um bis zu 50 % gegenüber dem Stand von 2018.

Diese ambitionierten Einsparungen sollen nicht nur Umweltvorteile sichern, sondern auch ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis für Kunden schaffen.

Investitionskürzung für Elektro-Offensive

Um diese Verschiebung zu finanzieren, reduziert Honda die geplanten Ausgaben für reine Elektrofahrzeuge bis 2031 von ursprünglich 10 000 auf 7 000 Milliarden Yen. Die Einsparungen fließen in Hybridforschung und -produktion. Gleichzeitig behält Honda durch eine schlanke Kostenstruktur die Flexibilität, bei einer möglichen Erholung der BEV-Nachfrage wieder schneller hochzufahren.

Neutralität bis 2040 bleibt Priorität

Trotz der pragmatischen Kursanpassung bekräftigt Honda weiterhin das Ziel der CO₂-Neutralität bis 2040. Dafür bleiben Elektrofahrzeuge langfristig zentral. Einige Projekte, etwa eine komplett eigenständige BEV-Fertigung in Kanada oder dedizierte Produktionsanlagen für Stromer, werden jedoch verschoben, um Ressourcen effizienter zu nutzen.

Auswirkungen für deutsche Kunden

Auch in Deutschland, wo der Ausbau der Ladeinfrastruktur rasch voranschreitet, dürften Käufer von Hondas neuer Strategie profitieren:

  • Hybridfahrzeuge sind preislich oft näher an konventionellen Modellen und erfordern keine neuen Ladevorrichtungen zu Hause.
  • Die optimierten Hybridsysteme senken im Alltagsverkehr den Verbrauch drastisch, was sich auf Münchens Autobahnringen oder auf Landstraßen sofort bemerkbar macht.
  • Service und Wartung von Hybriden sind vergleichbar zu den bekannten Verbrennermodellen, sodass Werkstätten flächendeckend gewartet sind.
  • Längere Reichweiten durch kombinierte Antriebsstränge vermindern die Reichweitenangst bei Vielfahrern auf Urlaubsfahrten ins Alpenvorland oder an die Nordsee.

Insgesamt zeigt Hondas Strategie, dass nicht nur voll elektrische Lösungen das Gebot der Stunde sind. Hybride bieten vor allem in Übergangsphasen eine praktische Alternative, die Kosten, Umweltaspekte und Infrastruktur unter einen Hut bringt – auch für Pendler in Bayern und Vielfahrer in ganz Deutschland.

Elmer