Schock bei Lear: Maserati-Abzug aus Mirafiori gefährdet 380 Jobs!

Verlagerung von Maserati bedroht 380 Jobs bei Lear in Grugliasco
Die Entscheidung von Stellantis, die Maserati-Produktion von Mirafiori (Turin) nach Modena zu verlagern, hat eine schwere Welle der Verunsicherung in der Zuliefererbranche ausgelöst. Im Werk von Lear Corporation in Grugliasco (nahe Turin) sind rund 380 Mitarbeiter in der Sitz- und Elektronikproduktion direkt von einer drohenden Betriebsschließung betroffen. Gewerkschaften und Beschäftigte kritisieren die mangelnde Transparenz und fordern ein sofortiges Eingreifen der Politik.
Fehlender Industrieplan und gescheiterte Investitionsverhandlungen
Gewerkschaftsvertreter warnen, dass die Entscheidung zur Werksschließung ohne jede Abstimmung mit den Arbeitnehmervertretungen oder einem konkreten Zukunftskonzept getroffen wurde. Rocco Cutrì, Generalsekretär von FIM-CISL im Raum Turin und Canavese, erklärt:
- „Unsere Beschäftigten zahlen den höchsten Preis für strategische Entscheidungen, die einfach von oben verhängt werden.“
- Es fehle ein einheitlicher Relaunch-Plan für die Marke Maserati, wodurch auch das Lear-Werk eher als Kollateralschaden betrachtet werde.
- Verhandlungen mit potenziellen Investoren seien bislang ergebnislos geblieben – von „Geisterinvestoren“ sei keine Rede mehr.
Antonino Inserra von FIOM-CGIL fügt hinzu, dass die Frustration unter den Arbeitern wächst: „Wir werden nicht tatenlos zusehen, bis sämtliche Sozialschutzmaßnahmen auslaufen.“ Ohne neue Investoren drohe der Verlust aller 380 Arbeitsplätze.
Gewerkschaftlicher Appell an Politik und Behörden
Vor diesem Hintergrund rufen die großen italienischen Automobilgewerkschaften FIM, FIOM und UILM die regionalen und nationalen Institutionen zu schnellem Handeln auf. Antonio Iofrida (UILM Turin) fordert:
- Ein Dringlichkeitstreffen auf Ebene der Region Piemont mit Vertretern des Ministeriums für wirtschaftliche Entwicklung.
- Schnelle Beschlüsse, um das Werk Grugliasco als wichtigen Zulieferer-Standort zu erhalten.
- Förderprogramme und Investitionsanreize, die eine Neustrukturierung und Modernisierung erlauben.
Die Gewerkschaften betonen, dass die Autoregion Turin bereits unter starkem Investitionsdruck steht. Die Konzentration von Maserati-Aktivitäten in Modena verlagert nicht nur Arbeitsplätze, sondern erschüttert auch das gesamte Zuliefernetzwerk rund um Turin.
Stellantis-Strategie und lokale Wirtschaftsentwicklung
Hinter der Verlagerung steckt die Strategie von Stellantis, Produktionsprozesse zu optimieren und Standorte zu bündeln. Zwar verspricht das Management Effizienzgewinne, doch die sozialen und ökonomischen Kosten sind enorm:
- Arbeitslosigkeit in einer Region, die schon stark vom Automobilbau abhängt.
- Gefährdung zahlreicher kleiner Zulieferbetriebe, die in der Lieferkette fest verankert sind.
- Rückgang der Gewerbesteuereinnahmen und Schwächung des lokalen Fachkräfte-Pools.
Viele Zulieferer haben bereits Mitarbeiterrückgänge angemeldet oder Umsatzeinbußen von bis zu 30 % prognostiziert, sollten die Beschäftigten im Lear-Werk tatsächlich entlassen werden.
Notwendigkeit einer konzertierten Lösung
Um eine weitere Abwanderung von Schlüsselkompetenzen zu verhindern, muss eine kooperative Lösung gefunden werden. Gewerkschaften, Unternehmen und Politik sind gefordert, gemeinsam ein tragfähiges Konzept zu entwickeln:
- Neuausrichtung des Werks für alternative Antriebssysteme oder Komponenten der Elektromobilität.
- Förderung von Forschungspartnerschaften mit Universitäten und Technologiezentrum in Turin.
- Einbindung öffentlicher Fördermittel für die Umrüstung von Produktionslinien.
Nur durch eine ausgewogene Mischung aus Investitionen, politischem Engagement und unternehmerischer Verantwortung lässt sich der Industriestandort Turin stabilisieren und eine neue Perspektive für die 380 Mitarbeiter schaffen.
Folgen für Beschäftigte und Region
Für die betroffenen Beschäftigten bedeutet die aktuelle Krise immense Existenzängste. Neben dem drohenden Einkommensverlust für die Familien ist auch die Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt groß. Viele Fachkräfte sind auf spezialisierte Montage- und Prüfarbeiten im Automobilsektor fokussiert, was eine schnelle Umschulung erschwert.
- Finanzielle Härten durch Wegfall der Firmensozialleistungen.
- Erhöhter Druck auf regionale Arbeitsvermittler und Sozialdienste.
- Langfristige demografische Effekte durch Abwanderung junger Fachkräfte.
Die politisch Verantwortlichen müssen jetzt eingreifen, um eine „Kettenreaktion“ zu verhindern, die weit über die Werkstore von Grugliasco hinausreicht und die gesamte Automobilzone Turin gefährdet.