Stellantis bricht mit Wasserstoff-Plan – was jetzt wirklich hinter dem Brennstoffzellen-Aus steckt!

Stellantis bricht mit Wasserstoff-Plan – was jetzt wirklich hinter dem Brennstoffzellen-Aus steckt!

Hintergründe und Beweggründe für das Aus des Brennstoffzellenprogramms

Stellantis hat kürzlich überraschend verkündet, das Brennstoffzellenprogramm für leichte Nutzfahrzeuge einzustellen. Nach jahrelangen Investitionen und Prototypen-Tests in den Werken Hordain (Frankreich) und Gliwice (Polen) zieht der Konzern nun einen Schlussstrich unter die Entwicklung von Fuel-Cell-Vans wie dem Pro One. Jean-Philippe Imparato, COO für Europa bei Stellantis, erklärte unmissverständlich, dass der Wasserstoffmarkt „eine Nische ohne mittelfristige wirtschaftliche Perspektive“ darstelle. Hinter dieser Entscheidung stehen vor allem ökonomische und infrastrukturelle Hürden, die inzwischen als unüberwindbar gelten.

Infrastruktur und Wirtschaftlichkeit im Fokus

Vor Hervorhebung stand vor allem die mangelhafte Versorgung:

  • Tankstellennetz: In Italien existieren derzeit lediglich drei öffentliche Wasserstoff-Tankstellen, europaweit bleiben die Netze lückenhaft.
  • Investitionskosten: Der Aufbau einer flächendeckenden Infrastruktur für Druckbehälter, Kompressoren und Sicherheitstechnik erfordert Investitionen in Milliardenhöhe.
  • Kostendruck: Ohne substantielle staatliche Förderungen wären Verkaufspreise jenseits der 80.000 Euro je Fahrzeug notwendig, um eine Amortisation zu erreichen.
  • Auch in klassischen Wasserstoff-Vorreiterländern wie Deutschland oder Japan stagniert der Ausbau des Netzes. Die Folge: Selbst konzerninterne Versuchseinsätze scheiterten regelmäßig an ungenügender Reichweite zwischen zwei Tankstopps. Unter diesen Vorzeichen rückt die Wirtschaftlichkeit von Brennstoffzellen-Nutzfahrzeugen weiter in weite Ferne.

    Auswirkungen auf Werke und Belegschaft

    Eine zentrale Frage war, wie Stellantis die Belegschaften in Hordain und Gliwice einbindet. Der Konzern verspricht, keine betriebsbedingten Kündigungen vorzunehmen. Stattdessen sollen:

  • Forschung und Entwicklung auf Elektro- und Hybridprojekte verlagert werden,
  • Fertigungskapazitäten sukzessive für Batterie- und E-Motoren-Komponenten eingesetzt werden,
  • umgeschulte Mitarbeiter in den neuen Produktionslinien weiterbeschäftigt werden.
  • Werkleiter bestätigten gegenüber lokalen Gewerkschaften verstärkte Schulungsprogramme, die den Übergang in andere Bereiche absichern sollen. Dieser pragmatische Umgang mit der Belegschaft minimiert soziale Spannungen und sorgt dafür, dass das Know-how im Haus bleibt.

    Symbio-Joint-Venture: Offener Dialog mit Anteilseignern

    Stellantis hatte gemeinsam mit dem französischen Partner Symbio ein Joint-Venture gegründet, um Brennstoffzellensysteme als OEM-Lieferant anzubieten. Die Entscheidung, die Fuel-Cell-Entwicklung einzustellen, wirft nun Fragen zur Zukunft dieser Zusammenarbeit auf. Laut internen Quellen:

  • stehen Sondierungsgespräche mit Symbio-Anteilseignern an,
  • werden Finanzierungsverträge überprüft und gegebenenfalls angepasst,
  • soll ein geordneter Rückzug ohne juristische Auseinandersetzungen gewährleistet werden.
  • Der Ausgang dieses Dialogs entscheidet, ob Symbio künftig als reiner Technologie-Dienstleister bestehen kann oder ob sich das Unternehmen auf andere Mobilitätslösungen konzentriert.

    Strategischer Shift: Fokus auf Elektro- und Hybridfahrzeuge

    Während Toyota und BMW weiterhin vereinzelt auf Wasserstoff setzen, vollzieht Stellantis nun einen klaren Strategiewechsel. Die Ressourcen fließen in:

  • neue reines Elektro-Modellreihen auf der STLA-Plattform,
  • Plug-in-Hybrid-Varianten für breite Märkte,
  • Ausbau von E-Ladeinfrastruktur-Kooperationen in urbanen Ballungsräumen.
  • Dieser „Zero-Emission“-Kurs passt zur massiv steigenden Nachfrage nach batterieelektrischen Fahrzeugen. Bereits heute zeigt der Markt fast überall zweistellige Wachstumsraten bei E-Autos und Hybriden. Bis 2030 plant Stellantis, mehr als 50 % des Absatzvolumens mit elektrifizierten Modellen zu decken.

    Wettbewerbsanalyse: Warum andere Hersteller anders agieren

    Die große Frage lautet: Ist Wasserstoff für PKW und Vans wirklich tot, oder nur vorübergehend offside? Einige Mitbewerber setzen weiter auf Fuel Cell:

  • Toyota mit der zweiten Generation des Mirai,
  • BMW mit dem iX5 Hydrogen als Technikdemonstrator,
  • Symbio und Plug Power als Zulieferer für Nischenprojekte im Schwerverkehr.
  • Doch die breite Masse der Hersteller investiert inzwischen primär in Batterietechnik. Kostendegressionen bei Zellpreisen und schnelle Ladeinfrastruktur haben den Elektroantrieb zur bevorzugten Technologie gemacht. Stellantis‘ Entscheidung folgt dieser Branchendynamik – ein Zeichen, dass Wasserstofftechnologie im Massenmarkt kaum mehr als eine Randerscheinung bleiben wird.

    Elmer