Unglaublich: Dieser 60 Jahre alte Renault 16 lässt moderne Kompaktautos alt aussehen!

Unglaublich: Dieser 60 Jahre alte Renault 16 lässt moderne Kompaktautos alt aussehen!

Innovation und historische Bedeutung

Vor 60 Jahren präsentierte Renault mit der R16 die erste Kompaktlimousine im europäischen Massenmarkt – ein Meilenstein, der das Gesicht der Mittelklassewagen nachhaltig veränderte. Während 1965 Dreitonnen-Karosserien mit ausladenden Kofferräumen dominierten, setzte die Renault 16 auf Frontantrieb, variablen Innenraum und eine Hag-Scudetto-ähnliche Silhouette, die Motorsportlegende Stirling Moss als „das intelligenteste Automobil, das ich je gesehen habe“ feierte. Die renommierte Fachzeitschrift Auto-Kritik bezeichnete die Neuheit gar als „Ohrfeige für die deutsche Automobiltechnik“.

Entwicklungsgeschichte und Produktion

Schon 1961 beauftragte Pierre Dreyfus, damals CEO von Renault, sein Bureau de Style mit der Planung eines familientauglichen Kompakten, der Eleganz und Funktionalität vereinen sollte. In weniger als vier Jahren entwarf der erst 31-jährige Designer Gaston Juchet ein viertüriges Modell mit großem Heckklappentür, drei Seitenfenstern pro Seite und einer Karosserie, die Norwegens Wintersalze genauso trotzen konnte wie den feuchten Frühlingswolken in Südfrankreich. Die Fertigung startete im Januar 1965 im neu errichteten Werk Sandouville in der Normandie, gefolgt von der offiziellen Premiere auf dem Genfer Automobilsalon im März.

Revolutionäres Innendesign und Modularität

Für Familien bot die Renault 16 ungeahnte Variabilität:

  • Rücksitzbank komplett umklappbar, um 15 cm verschiebbar oder ganz ausbaubar – so wuchs das Ladevolumen von 346 auf 1 200 Liter.
  • „Mama-Position“: Passagiersitz vorn ließ sich rückwärts neigen, damit Eltern ihre schlafenden Kinder auf der Rückbank im Blick behalten konnten.
  • Klappbare Sitzpolster unter dem Dachbügel und umlegbare Rückenlehnen verwandelten den Innenraum in ein „fahrendes Wohnzimmer“, wofür die Zeitschrift auto motor und sport die R16 als „salotto viaggiante“ („fahrendes Wohnzimmer“) pries.

Breite Türöffnungen und eine großzügige Kopffreiheit – selbst Hüte blieben von der Platznot unberührt – unterstrichen den familienfreundlichen Anspruch. Eine abnehmbare Gepäckraumabdeckung sorgte dafür, dass Einkäufe und Gerüche unsichtbar blieben.

Technische Raffinessen unter der Haube

Renault verbaute als erster Hersteller einen 1,5-Liter-Aluminium-Motor, der zunächst 55 PS leistete und bis zur TX-Ausführung 1973 stolze 93 PS entwickelte. Das Aggregat saß weit zurückversetzt, gepaart mit einem vorne angeordneten Getriebe, sodass 55 % des Gewichts auf der Vorderachse lasteten – ein Konzept, das für beeindruckende Straßenlage und Agilität sorgte. Die hintere Schraubenfeder-/Barre-de-torsion-Aufhängung – geerbt von der erfolgreichen R4 – garantierte Komfort und stabile Ladeleistung.

Eine weitere technische Kuriosität: Die linke Spurweite war um 67 Millimeter länger als die rechte, um eine optimale Fahrzeugbalance zu erzielen – ein Detail, das nur echte Kenner bemerkten, aber die Fahreigenschaften deutlich verbesserte.

Verkaufserfolge und globaler Siegeszug

Der Markt reagierte begeistert: Bereits 1966 wurden in Frankreich fast 69 000 Einheiten verkauft, und 1970 knackte die R16 weltweit die Marke von 193 000 Haltern. Die Jury zur „Auto des Jahres 1965“ hob besonders die Kombination aus Vielseitigkeit, Design und Fahrkomfort hervor. Ab 1969 rollten die Kompakten auch nach Kanada und in die USA, wo Road Test feststellte: „Sollten alle Detroit-Designer diese R16 zwei Wochen fahren, würde ihre Phantasie wieder erwachen.“

Facelifts und Produktionsende

1971 erhielt die R16 ihr erstes größeres Update mit rechteckigen Rückleuchten und dezent veränderten Stoßfängern. 1968 hatte bereits die sportliche TS-Version mit 83 PS debütiert, gefolgt 1973 von der exklusiven TX-Topausführung. Trotz des Debüts der Nachfolgerin Renault 20 im Jahr 1975 lief die R16 weiter vom Band und blieb bis Januar 1980 produziert: Insgesamt verließen 1 845 959 Fahrzeuge das Werk, bevor die Ära der bahnbrechenden Kompakt-Ikone endete.

Pflege und Tipps für Klassiker-Liebhaber

  • Regelmäßige Kontrolle der torsionsgefederten Hinterachse und Austausch verschlissener Silentblöcke für den originalen Fahrkomfort.
  • Wartung des Aluminium-Motors und rechtzeitiger Zahnriemenwechsel, um Überhitzung und Motorschäden zu vermeiden.
  • Schutz der Türdichtungen und Heckklappenscharniere gegen Rost durch Pflege mit silikonbasierten Pflegemitteln.
  • Erhalt der charakteristischen Kofferraumabdeckung durch Lagerung in trockenem Zustand, um Materialermüdung zu vermeiden.

Elmer