Vergessen Sie Diesel – dieser BMW H2R mit Wasserstoff-V12 sprengt alle Rekorde!

Vergessen Sie Diesel – dieser BMW H2R mit Wasserstoff-V12 sprengt alle Rekorde!

Mit der BMW H2R schuf BMW im Jahr 2004 eine Konstruktion, die bis heute als Sinnbild für die Pionierarbeit mit Wasserstoff im Automobilbau gilt. Die einstige „Hydrogen Record Car“ kombinierte einen modifizierten V12-Motor mit einem innovativen Tanksystem für flüssigen Wasserstoff und erreichte Rekordwerte, die selbst moderne Elektro- und Hybridfahrzeuge beeindrucken.

Der V12 hydraulisiert auf Wasserstoff

Im Herzen der H2R steckt kein gewöhnlicher Elektromotor, sondern eine angepasste Version des 6,0-Liter-V12 aus der BMW 760i (E65). Folgende technische Eckdaten zeichnen das Aggregat aus:

  • Einsatzflüssigwasserstoff: Der H2R-Motor wurde so umgerüstet, dass er mit -253 °C kaltem flüssigen Wasserstoff im CFRP-Tank betrieben wird.
  • Valvetronic & Doppel-VANOS: Die variablen Auslassventil- und Nockenwellensteuerungen gewährleisteten trotz Brennstoffwechsel eine präzise Gasannahme.
  • Leistungsentfaltung: Offiziell gab BMW 232 PS (173 kW) an, manche Quellen listen kurzfristig abrufbare 285 PS bei optimierter Einstellung.

Diese Kombination machte klar: Ein Verbrennungsmotor kann emissionsarm (nur Wasserdampf) arbeiten und trotzdem das Temperament eines Zwölfzylinders entfalten.

Chassis und Aerodynamik für Höchstgeschwindigkeiten

Für Höchstleistungen erforderte die H2R nicht nur einen speziellen Motor, sondern auch ein ebenso ausgeklügeltes Fahrwerk und eine hocheffiziente Carbon-Karosserie:

  • Aluminium-Treli­­s­­se-Chassis: Bietet hohe Steifigkeit bei geringem Gewicht.
  • Karosserie aus CFK: Fein gezeichnete Formen reduzierten den Luftwiderstandsbeiwert auf nur 0,21.
  • Gesamtgewicht: 1 560 kg inklusive Fahrer – ein beeindruckender Wert für ein Fahrzeug mit Brennstofftank und Sicherheitszelle.

Die Silhouette erinnert an moderne Supersportler: Flache Front, geschwungene Flanken und ein akzentuiertes Heck, das den Luftstrom optimal leitet.

Neun FIA-Rekorde in Miramas

Im September 2004 bewies die H2R auf dem privaten BMW-Testgelände in Miramas ihre Ausnahmestellung und stellte neun FIA-Weltrekorde für wasserstoffbetriebene Serienfahrzeuge auf:

  • 0–100 km/h: In knapp 6 Sekunden – ein Einblick in die spontane Leistungsentfaltung des V12.
  • 1 000 m fliegend: 11,99 s bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 301,95 km/h.
  • Mile (1 609 m) fliegend: 19,91 s, was 292,66 km/h entspricht.
  • Höchste Spitzengeschwindigkeit: Zwischen 300,2 und 302,4 km/h, je nach Messmethode.

Joachim Winkelhock am Steuer – bekannt als Le-Mans-Sieger von 1999 – holte das Maximum aus den einzigartigen Voraussetzungen heraus und demonstrierte die Alltagstauglichkeit des umgerüsteten Zwölfzylinders.

Renaissance beim Goodwood Festival of Speed 2023

Nach Jahren im Schatten der Konzernarchive präsentierte BMW Group Classic die H2R 2023 eindrucksvoll auf dem berühmten Festival of Speed in Goodwood:

  • Restaurierung in fünf Monaten: Die Karosserie wurde instand gesetzt, der Wasserstoffmotor wieder flott gemacht.
  • Hillclimb-Demonstration: Inmitten moderner Hypercars erklang das charakteristische V12-Grollen.
  • Technische Workshops: Ingenieure erläuterten die Herausforderungen des flüssigen Wasserstoffs und die Sicherheitsmaßnahmen.

Dieser Auftritt ließ die Legende von 2004 wieder aufleben und stärkte das Bewusstsein für alternative Antriebstechnologien.

Erbe und Techniktransfer bei BMW

Die H2R war kein einmaliges Experiment, sondern legte den Grundstein für folgende Projekte:

  • BMW Hydrogen 7 (2006): Eine Kleinserie mit Dual-Fuel-System (Wasserstoff und Benzin), die reins­te Wasserstoff-Dynaste ermöglichten.
  • BMW iX5 Hydrogen (2022–2024): SUV mit Brennstoffzelle, getestet im öffentlichen Straßenverkehr.
  • Entwicklungspfade: Daten und Erfahrungen flossen in die Forschung zu Hochdruckinjektion und sicherem Wasserstoffspeicher.

Die H2R gilt daher als Impulsgeber, der den Weg für eine Wasserstoffstrategie bei BMW ebnete und sowohl verbrennungsmotorische als auch Brennstoffzellen-Technologien inspirierte.

Lehren für kommende Wasserstoff-Vehikel

Auch 20 Jahre nach ihrem Debüt zeigt die H2R wertvolle Erkenntnisse:

  • Cold-Storage-Technologie: CFRP-Tanksitz und sichere Kryogenik-Handhabung sind essenziell.
  • Motoranpassung: Umprogrammierung ohne Turbo, um ein linear-homogenes Drehmomentverhalten zu gewährleisten.
  • Aerodynamische Finesse: Ein Cx-Wert um 0,21 bleibt Benchmark für Performance und Effizienz.
  • Datensynergien: Überführung von Erkenntnissen in moderne EA-Elektro- und Hybridarchitekturen.

Auf Teststrecken wie Miramas oder im Festival-Kontext hat die H2R bewiesen, dass Wasserstoff-V12 kein Widerspruch zu sportlicher Dynamik ist – eine Aussicht, die gerade in Zeiten der Energiewende wieder enorm an Bedeutung gewinnt.

Elmer