Deal der Superlative: Iveco verkauft Rüstungs-Sparte an Leonardo und wird für 3,8 Mrd. von Tata geschluckt!

Iveco Group hat einen zweigleisigen Strategiewechsel eingeleitet, der das Gesicht des europäischen Nutzfahrzeugmarkts neu zeichnet: Zum einen veräußert der Konzern sein Verteidigungssegment – die Marken IDV und ASTRA – an den italienischen Rüstungsgiganten Leonardo für 1,7 Mrd. Euro. Zum anderen ebnet dieser Schritt den Weg für die Übernahme von Iveco durch Tata Motors aus Indien zum Gesamtpreis von 3,8 Mrd. Euro.
Verkauf des Defence-Bereichs an Leonardo
Im Kern der ersten Maßnahme steht der Unternehmensbereich „Defence“, der leichte Mehrzweckfahrzeuge (Multi-Utility Vehicles, MUV) unter den Marken IDV und ASTRA entwickelt und produziert. Leonardo übernimmt diesen Geschäftsbereich zum vereinbarten Enterprise Value von 1,7 Mrd. Euro. Laut Mitteilung von Iveco soll die Transaktion bis zum 31. März 2026 abgeschlossen sein – vorbehaltlich der regulatorischen Genehmigungen und des finalen „Carve-Out“.
- Schaffung eines „nationalen Champions“ der terrestrischen Verteidigungsindustrie für Europa;
- Fokus auf Innovationskraft und weltweite Wettbewerbsfähigkeit unter dem Dach von Leonardo;
- Strategische Entflechtung, um das Kerngeschäft der Nutzfahrzeuge und das militärische Segment klar zu trennen.
Übernahmeangebot von Tata Motors
Parallel zur Abgabe des Defence-Zweigs hat Tata Motors über seine Tochtergesellschaft TML CV Holdings ein freiwilliges Übernahmeangebot unterbreitet. Ziel ist die vollständige Übernahme von Iveco Group zum Preis von 14,10 Euro je Aktie, was einem Unternehmenswert (Equity Value) von rund 3,8 Mrd. Euro entspricht – exklusive eines möglichen Sonderdividends aus den Erlösen der Defence-Veräußerung.
- Barangebot an alle Aktionäre von Iveco Group;
- Kaufpreis fixiert, Ausschluss außergewöhnlicher Dividendenzahlungen;
- Voraussetzung: erfolgreicher Abschluss des Defence-Carve-Outs.
Verknüpfung der beiden Transaktionen
Die strategische Verknüpfung beider Deals ist offensichtlich: Ohne klare Trennung des Verteidigungssegments konnte Tata Motors sein Übernahmeangebot nicht finalisieren. Die Abspaltung schafft Planungssicherheit und erhöht die Investitionsattraktivität von Iveco für den indischen Konzern.
- Defence-Divestment als Voraussetzung für den Abschluss der öffentlichen Kaufofferte (OPA);
- Stärkung der Bilanzstruktur nach dem Carve-Out und vor dem Zusammenschluss;
- Ausschüttung der Nettoeinnahmen als Sonderdividende an die Aktionäre.
Ausblick auf den neuen globalen Nutzfahrzeugkonzern
In Tandem mit Tata Motors soll Iveco zu einem der weltweit führenden Anbieter von Nutzfahrzeugen avancieren. Die Synergien zwischen dem europäischen Traditionshaus und dem indischen Schwergewicht umfassen:
- Erweiterung des Produktportfolios: von leichten Transportern bis hin zu schweren Lastkraftwagen und Bussen;
- Optimierte Produktionskapazitäten mit Standorten in Europa, Asien und Südamerika;
- Gemeinsame Forschungs- und Entwicklungsprojekte für alternative Antriebe (Elektro, Wasserstoff) und digitale Services;
- Stärkung der Vertriebs- und Servicenetzwerke auf allen Kontinenten.
Termine und regulatorische Meilensteine
Der Fahrplan sieht vor:
- Bis Ende März 2026: Vollzug der Defence-Transaktion an Leonardo;
- Anschließend: Cash-Angebot von Tata Motors an alle Aktionäre;
- Parallel: Prüfungen durch europäische und nationale Kartell- und Sicherheitsbehörden.
Erst nach Erfüllung dieser Bedingungen kann Tata Motors das Kaufangebot umsetzen, und Iveco in den indischen Konzern eingegliedert werden.
Bedeutung für Kunden und Mitarbeiter
Für Käufer von Iveco-Fahrzeugen am Automarkt ergeben sich nur wenige unmittelbare Veränderungen: Service- und Garantiebedingungen bleiben erhalten, solange die Geschäftsbereiche in der Übergangsphase funktionieren. Mitarbeiter im Defence-Bereich wechseln zu Leonardo, während die verbleibenden Iveco-Mitarbeiter in neuen, global aufgestellten Strukturen weiterarbeiten.
- Bestandskunden profitieren weiterhin von gewohnten Vertriebs- und Servicepartnern;
- Neue Investitionen in Produktionsanlagen und Trainingsprogramme für alternative Antriebe;
- Arbeitsplatzsicherheit durch die Zugehörigkeit zu einem weltweit agierenden Konzern.
Strategische Chancen und Herausforderungen
Die Transaktionen eröffnen vielfältige Chancen, bergen jedoch auch Risiken:
- Chancen: gebündelte Innovationskraft, gesteigerte Marktpräsenz, finanzielle Stabilität;
- Herausforderungen: Integration unterschiedlicher Unternehmenskulturen, Abstimmung globaler Lieferketten, regulatorische Hürden;
- Ausblick: Fokussierung auf Nachhaltigkeit und digitale Services als Kernpfeiler für das zukünftige Wachstum.
Die kommenden Monate werden zeigen, wie reibungslos die beiden Großtransaktionen umgesetzt werden und welchen Einfluss sie auf den globalen Nutzfahrzeugmarkt haben. In München und ganz Europa blickt die Branche gespannt auf das neue Kapitel der Iveco-Historie.