Reifen aus Fruchtzucker? Michelin eröffnet erstes 5-HMF-Werk – das steckt dahinter!

Reifen aus Fruchtzucker? Michelin eröffnet erstes 5-HMF-Werk – das steckt dahinter!

Mit der Ankündigung des ersten industriellen 5-HMF-Werks in Péage-en-Roussillon läutet Michelin eine neue Ära in der Reifenproduktion ein: Aus Fructose, also dem natürlichen Zucker von Früchten, soll künftig ein zentraler Rohstoff für Gummi-Komponenten gewonnen werden. Die Inbetriebnahme ist für 2026 geplant und markiert den Startschuss für eine nachhaltige Alternative zu fossilen Chemikalien.

5-HMF – die „Schlafende Riese“ der chemischen Industrie

  • 5-Hydroxymethylfurfural (5-HMF) entsteht durch Aufschluss von Fructose in einem grünen Chemieprozess.
  • Als biologisch abbaubare, ungiftige Plattformmolekül kann 5-HMF viele petrochemische Ausgangsstoffe ersetzen.
  • Aktuell wird es vorwiegend in Asien in kleinen Chargen zu hohen Preisen hergestellt.
  • In Produkten wie Michelin ResiCare dient 5-HMF bereits als Basis für unbedenkliche Klebstoffe.

Standort und Kapazitäten des neuen Werkes

Der französische Standort Péage-en-Roussillon erhält ein Investitionsvolumen von 60 Millionen Euro, gefördert von ADEME und dem europäischen CBE JU-Programm:

  • Jährliche Produktionskapazität: zunächst 3.000 Tonnen 5-HMF.
  • Arbeitsplatzschaffung: rund 30 neue Stellen vor Ort.
  • Baubeginn und Testläufe: noch 2025, Serienproduktion ab 2026.

Ökologische Vorteile für die Reifenherstellung

Konventionelle Reifen basieren auf:

  • Naturlatex von Kautschukbäumen (z. B. in Thailand).
  • Synthetischem Kautschuk aus Erdöl.
  • Silica für besseren Nassgriff.
  • Schwefel für die Vulkanisation, diverse Öl- und Kunststoffadditive sowie Stabilisatoren.

5-HMF kann viele dieser petrochemischen oder umweltkritischen Bestandteile substituieren und so Reifen:

  • mit geringerem CO₂-Fußabdruck,
  • höherer Recycling-Eignung,
  • verarbeitet aus nachwachsenden Rohstoffen

ausstatten.

Grüner Produktionsprozess und Chemie-Partnerschaft

Michelin und die CERISEA-Konsortialpartner setzen auf eine „Chemie ohne fossile Rohstoffe“:

  • Fructose-Gewinnung aus Biomasse (z. B. Zuckerrohr-Reststoffen).
  • Katalytische Umwandlung in 5-HMF im geschlossenen Reaktor mit Wasser als Lösungsmittel.
  • Reinwasser- und Abgasmanagement, um den ökologischen Fußabdruck minimal zu halten.
  • Integration in bestehende Gummiverarbeitungsanlagen für Reifen-Compoundierung.
  • Marktperspektiven und Innovationsschub

    Auf Basis aktueller Studien und Marktprognosen rech­net Michelin mit:

    • einem EU-Markt für 5-HMF von über 40.000 Tonnen bis 2030,
    • einer schrittweisen Substitution in Sektoren wie Landwirtschaftschemikalien, Bauchemie und Verbundwerkstoffe.

    Für den Reifenbau bedeutet das:

    • stabile Rohstoffpreise dank heimischer, regionaler Produktion,
    • höhere Erfüllung regulatorischer Vorgaben (z. B. REACH-Verbot für aromatische Stoffe),
    • pioniervorteil bei E-Reifen und neuen Mischungen für Elektromobilität.

    Auswirkungen für Autofahrer und Werkstätten

    Mit 5-HMF-basierter Gummitechnologie werden künftige Reifen:

    • gleichbleibend hohe Nass- und Trockenhaftung,
    • längere Lebensdauer durch verbesserte Alterungsbeständigkeit,
    • leichtere Recyclingprozesse nach Laufleistungsende,
    • mögliche Gewichtsreduzierung durch optimierte Polymersequenzen.

    Werkstätten und Endkunden profitieren von:

    • besseren Umweltwerten im Lebenszyklus eines Reifens,
    • neuen Wartungs- und Entsorgungskonzepten,
    • und schließlich von mehr Innovation im Kernprodukt Reifen.

    Vom Bauernhof ins Reifenwerk – ein Zukunftskonzept

    Michelins 5-HMF-Pilotanlage in Südfrankreich ist mehr als ein Chemiewerk: Sie symbolisiert den Wandel hin zu einer biobasierten Automobilindustrie. Wenn ab 2026 die ersten Chargen aus Fructose in die Reifenmischungen einfließen, könnte das traditionelle Bild vom spritschluckenden Autoreifen endgültig Geschichte sein.

    Für Enthusiasten und Profis gleichermaßen bleibt spannend:

    • Wie schnell etablieren sich 5-HMF-Reifen im Markt?
    • Welche Vorteile werden bei Langstreckeneinsätzen greifbar?
    • Und wie stehen die großen Reifenhersteller zu diesem Bio-Ansatz?

    Elmer